• Das Zeitzeugeninterview mit Roland Ermrich

      Zeitzeug*inneninterviews stellen innerhalb der Vermittlung von Geschichte eine ganz individuelle und subjektive Erinnerung an vergangene Zeiten dar. Die Durchführung eines Interviews ist eine von zahlreichen Möglichkeiten anhand der subjektiven Perspektive der Zeitzeug*innen, unterschiedliche Deutungen und Erinnerungen an historische Ereignisse oder Epochen darzustellen.

       

      Roland Ermrich, geboren 1943, studierte Psychologie und Sozialwissenschaften in den USA, in Münster und schließlich an der Ruhr-Universität Bochum. Nachdem er 1945 mit seiner Mutter und den vier älteren Geschwistern aus dem schlesischen Breslau fliehen musste, ließ sich die Familie nach einigen Zwischenstationen in der Gegend um Osnabrück nieder. Er besuchte zunächst ein Internat bei Paderborn, konnte dort jedoch sein Abitur nicht absolvieren, weshalb er dafür auf eine Schule in Osnabrück wechselte. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Abitur unternahm Herr Ermrich zunächst einige Reisen, bevor er mit dem Studium begann. 

      Roland Ermrich war bis 1968 als AStA-Vorsitzender stark in die Hochschulpolitik der RUB involviert. Ein Meilenstein war für ihn die Erneuerung der Universitätsverfassung:

      „Die Verfassung, die wir am Anfang hatten, als die Uni gegründet war, war ja ‘ne uralte Universitätsverfassung, so ähnlich wie an den andern Universitäten. Es gab ja, als der Landtag das beschlossen hatte ‘ne Uni zu gründen, einen Gründungsausschuss. Professor Wenke war dort Vorsitzender, dann hat ihn auch irgendwann die Nazi-Vergangenheit eingeholt. Da gab’s ‘ne alte Verfassung, es musste ja alles neu gemacht werden an der Uni: Abteilungssatzung, Studentenschaft, Prüfungsordnung und das Wichtige war eben dann die Universitätsverfassung. Und ich glaube da haben wir in Bochum eine Verfassung bekommen, die hatte ja Drittelparität und die war zumindest in der damaligen Zeit die fortschrittlichste, die es eigentlich gab. Und vieles, was wir eben wollten 68, ist ja in der Universitätsverfassung durchgesetzt worden. (…)

      Die Fachschaft Geschichte hatte ja ‘ne ganz fortschrittliche Verfassung, durchs Hochschulrahmengesetz mussten sie die aufgeben. (…) Ich weiß noch, dass die also unwahrscheinlich gut war.“


      Quelle:

      Einführungstext Zeitzeugeninterviews: Eva Szydzik für den Ausstellungskatalog "68 - Wie politisch war Bochum?

      Biografie Roland Ermrich: Merle Kirchhoff und Nathalie Deutsch für den Ausstellungskatalog "68 - Wie politisch war Bochum?"