• Ein Netzwerk aufbauen

      In der Arbeit mit Kindern mit Fluchterfahrungen können Situationen auftreten, in denen Experten aus anderen Berufsfeldern einbezogen werden sollten. Dies können zum Beispiel psychische Auffälligkeiten der Kinder sein, Sprachbarrieren oder auch kritische Wohnsituationen der Familien, welche das Aufwachsen der Kinder behindern. Um die Situation schnell angehen zu können, ist es sinnvoll, sich ein Netzwerk aufzubauen. Das Ziel sollte hierbei sein, Sie als pädagogische Kraft zu entlasten sowie Vertrauen zu den Netzwerkpartnern aufzubauen. So können Sie die Familien schnell an die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Unten finden Sie eine Liste unterschiedlicher Institutionen, Vereine und Berufsgruppen, zu denen Sie in der Arbeit mit Kindern mit Fluchterfahrungen Kontakt aufnehmen können.

      Es ist sinnvoll, Ihr Netzwerk überschaubar zu halten und nur Partner in Ihr Netzwerk aufzunehmen, die wirklich für Ihr Brückenprojekt relevant sind. So behalten Sie nicht nur den Überblick über Ihre Netzwerkpartner und deren Zuständigkeitsbereiche, sondern können auch zielführender und regelmäßiger kommunizieren. Oft können Ihre Netzwerkpartner Ihnen auch Kontaktdaten weiterer Ansprechpartner zur Verfügung stellen, sollte noch Bedarf aufkommen.

    • Anliegen von Kindertagespflegepersonen:

          
          

    • Wenn Sie sich über aktuelle Gegebenheiten und Termine informieren möchten, bietet der Flüchtlingsrat NRW eine gute Anlaufstelle. Auf seiner Website stellt der Flüchtlingsrat NRW Informationen zu aktuellen Gesetzeslagen und Nachrichten aus der Flüchtlingspolitik sowie zu Workshops, Projekten und Weiterbildungen bereit. Diese können Sie sich auch regelmäßig in einem Newsletter zukommen lassen.



      Erste Anlaufstellen:

      Die Kommunalen Integrationszentren sind Fachstellen, die vom  Bundesland NRW gefördert werden. Durch sie soll auch eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund gefördert werden.  Das Kommunale Integrationszentrum schafft Transparenz über bestehende Angebote und setzt bei seiner täglichen Arbeit auf Vernetzung und Kooperation. So können sich zum Beispiel neuzugewanderte Familien mit schulpflichtigen Kindern beraten lassen, wie und wo ihr Kind in die Schule eingegliedert werden kann. Hier arbeiten meist interdisziplinäre Teams, welche eng mit verschiedenen Ämtern, Bildungseinrichtungen, Vereinen und Institutionen in der Region zusammenarbeiten.

      Das Jugendamt unterstützt Eltern und Erziehungsberechtigte bei der Erziehung, Betreuung und Bildung ihrer Kinder. Hierbei sollen vor allem auf präventive Angebote Anwendung finden, um Familien zu unterstützen und positive Lebensbedingungen zu schaffen. Jeder kann sich an das zuständige Jugendamt wenden. Typische Aufgaben des Jugendamtes sind die Organisation von Kinderbetreuung, Jugendsozialarbeit, Erziehungsberatung, die Schaffung einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt sowie der Schutz des Kindeswohls.

      Vor allem in Rechtsfragen werden Sie stark auf Ansprechpartner, wie zum Beispiel die Migrationshilfe, angewiesen sein. In einigen Orten gibt es spezielle Migrationszentren. Sollte eine Familie mit Rechtsfragen auf Sie zukommen, können Sie die Familie an diese Anlaufstellen weiterleiten. Dort werden offene Sprechstunde für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen angeboten, welche bei Bedarf auch von Dolmetschern begleitet werden. Hier werden unter anderem folgende Themen behandelt: Asylverfahrens- und Aufenthaltsrecht, klären von Rechten bei undefiniertem Aufenthaltsstatus, Eingliederung sowie Übergang in die Schule und Beruf, Einbürgerung, Vermittlung von Qualifizierungsmaßnahmen, Rückkehrberatung und Hilfe bei Krisensituationen. Auch bei drohender Abschiebung und illegalem Aufenthalt beraten die Migrationszentren, z. B. bezüglich medizinischer Hilfe.
      Des Weiteren bietet Amnesty International in einigen Bezirken Asylberatung an.

      Familien mit Fluchterfahrungen erreichen Sie am Einfachsten in Gemeinschaftsunterkünften oder sowie Freizeittreffs oder Sprachcafés. In nahezu jedem größeren Ort gibt es eine Vielzahl solcher Vernetzungsangebote für und mit Menschen mit Fluchterfahrungen.


      Welche Dienste werden typischerweise angeboten?

      Oft bieten Gemeinden, Vereine, Institutionen und Organisationen Hilfen für Familien mit Fluchterfahrungen an und können u.a. Dolmetscher vermitteln. Neben dem Jugendamt sind das die freien Träger (z.B. Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz, Der Paritätische, Diakonie, Caritas). Durch eine Internet-Suche zu Ihrem Standort sollten Sie schnell fündig werden. Die Angebote sind in der Regel kostenlos.

      Mitarbeiterinnen in der Kita-Sozialarbeit helfen und unterstützen bei erzieherischen Herausforderungen (z. B. alleinerziehende Eltern), in psychischen und gesundheitlichen Krisensituationen, bei finanziellen Notlagen oder Behördengängen. Des Weiteren leisten sie Übersetzungshilfe bei Anträgen. Außerdem helfen sie neu zugewanderten Familien, sich mit ihrer neuen Situation in Deutschland zurecht zu finden. Der Fokus liegt auf präventiver und unbürokratischer Unterstützung.

       Weiterhin wird häufig ein Sozialer Dienst von lokalen Trägern angeboten. An diesen können sich Einzelpersonen sowie Familien in persönlichen, familiären oder wirtschaftlichen Notlagen wenden. Gemeinsam werden die Ursachen und mögliche Lösungen des Problems gesucht. Dafür informieren die Mitarbeiter über die Hilfen, die den Personen laut Gesetz zustehen, entwickeln einen Plan zur Verbesserung der Situation und können bei Bedarf auch Kontakt zu spezialisierten Beratungsstellen wie z. B. zum Thema Sucht oder Schulden herstellen.

      Die Flüchtlingshilfe bietet Menschen mit Fluchterfahrungen Beratung und Vermittlung an Fachkräfte. Die Beratung findet in den Bereichen Schwangerschafts-, Familien-, Erziehungs- und Migrationsberatung statt. Des Weiteren werden häufig Kindertagesbetreuung, Jugendsozialarbeit, Perspektivberatung und Rückkehrunterstützung sowie ein Suchdienst angeboten. Je nach Bedarf können psychotherapeutische Hilfen, Dolmetscher, und medizinische Hilfen vermittelt werden.

      In Erziehungsberatungsstellen arbeiten vor allem PädagogInnen und PsychologInnen. Eltern und andere Erziehungsberechtigte, aber auch Kinder selbst, können sich bei Erziehungsfragen sowie persönlichen oder familienbezogenen Problemen an die Erziehungs- und Familienberatungsstellen wenden. Deren Aufgabe ist es, Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe zu beraten und zu unterstützen. Diese klären zusammen mit den Ratsuchenden deren Probleme und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden.

      Mittlerweile gibt es auch viele (kleinere) Vereinigungen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Menschen mit Fluchterfahrungen zu unterstützen. Viele davon sind von den Menschen mit Fluchterfahrungen selbst gegründet oder beziehen diese zumindest stark mit ein und bieten ihnen so Beschäftigungsmöglichkeiten.

      Wohnungsgesellschaften verwalten und vermarkten Wohnimmobilien und bieten eine Anlaufstelle, falls  Familien mit Fluchterfahrungen eine dezentrale Wohnung suchen. Einige Familien befinden sich in ungünstigen Wohnsituationen, welches sich auch auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirken kann.

    •   Wie sieht es in einer Beratungsstelle aus und wer arbeitet dort?

         

       

    • Welche Fachkräfte sind für welche Schwierigkeiten bei den Kindern zuständig?


      Brückenprojekte bieten einen guten Zugang zu Familien mit Fluchterfahrungen. Deshalb besuchen vereinzelt auch Fachkräfte unterschiedlicher Disziplinen Familien mit Fluchterfahrungen im Rahmen von Brückenprojekten.


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    • Logopädie: LogopädInnen untersuchen und behandeln Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Ihre PatientInnen sind zum Beispiel stotternde Kinder oder Kinder mit Problemen bei dem Spracherwerb und der Aussprache.

      Ergotherapie: ErgotherapeutInnen beraten, behandeln und fördern PatientInnen, die durch eine physische oder psychische Erkrankung, Behinderung oder Entwicklungsverzögerung in ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit beeinträchtigt bzw. von Einschränkungen bedroht sind. Sie erarbeiten individuelle Behandlungspläne und führen Therapien sowie Maßnahmen der Prävention durch.

      In Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) werden Kinder und Jugendliche ambulant fachlich-medizinisch untersucht, betreut und behandelt. Die MitarbeiterInnen unterstützen vor allem bei Erkrankungen oder dem Verdacht auf Erkrankungen, in deren Folge es zu Störungen in der kindlichen Entwicklung, Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten oder seelischen Störungen kommen kann. Sozialpädiatrische Zentren arbeiten nur auf Überweisung. Es erfolgt eine enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ÄrztInnen, TherapeutInnen, Fördereinrichtungen und dem öffentlichen Gesundheitssystem. Die Familien werden in die Behandlung einbezogen.

      Frühförderstellen beraten Familien mit behinderten oder von Behinderung bedrohten Kindern vom Säuglingsalter bis zum Schuleintritt. Sie bieten medizinische, pädagogische, psychologische und soziale Hilfen an. Die MitarbeiterInnen unterstützen die Eltern darin, sich mit der möglichen Beeinträchtigung ihres Kindes auseinanderzusetzen und sie anzunehmen. Außerdem bieten sie Hilfen bei der Erziehung und informieren über rechtliche Grundlagen und finanzielle Hilfen.

      Dolmetscher: Wichtige Ressourcen in der Arbeit mit Familien mit Fluchterfahrungen sind ehrenamtliche Dolmetscher. In einigen Fällen kann es sinnvoller sein, professionelle Dolmetscher zu engagieren. In den Kommunalen Integrationszentren können Sie sich Angebote von SprachmittlerInnen einholen (zumeist kostenpflichtig). Außerdem gibt es für NRW den Sprachmittlerpool der bikup gGmbH (Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur & Partizipation) in welchem Dolmetscher und Sprachmittler aus über 50 Kommunen eingetragen sind.

      Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen stellen bei Kindern und Jugendlichen psychische Störungen fest und therapieren diese dann entlang eines Behandlungsplans. In der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie werden in der Regel die Eltern mit einbezogen. Bei schnellen Hilfen wird derzeit meist die Verhaltenstherapie angewandt, da sie schnelle Erfolge erzielen kann. Innerhalb dieser wird versucht, aufgrund von Veränderung des Denkens, Fühlens und Verhaltens eine Besserung der Beschwerden zu erzielen. Dafür werden konkrete Ziele formuliert und diese mithilfe konkreter Übungen nach und nach umgesetzt.

    • Ein Beispielnetzwerk

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    • Netzwerke erhalten

      Letztendlich ist es wichtig, gewonnene Vernetzungspartner zu erhalten. Einfache Adresslisten reichen häufig nicht aus. Durch stetigen persönlichen Kontakt und deren Inanspruchnahme bleiben Netzwerke lebendig. Ihre oberste Priorität in der Vernetzungsarbeit sollte also sein, regelmäßigen Kontakt zu Ihren Netzwerkpartnern zu pflegen.

      Auch Netzwerke können wie jeder andere Kontakt einschlafen. Hier ist Eigeninitiative und Beharrlichkeit gefragt. Doch der Nutzen ist groß: Netzwerke bieten Kindern und ihren Familien fachkompetente Ansprechpartner in verschiedensten Bereichen, in denen gerade Unterstützung gefragt ist. Und der wichtigste Vernetzungspartner an dieser Stelle sind Sie!