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Sozialisationstheorien thematisieren die im Alltag als selbstverstĂ€ndlich angesehene SozialitĂ€t des Individuums, indem sie diese als Resultat eines Prozesses herausstellen. Dabei werden unterschiedliche Aspekte des VerhĂ€ltnisses von Individuum und Gesellschaft thematisiert. Wie werden die Individuen in die Gesellschaft integriert? Wie erwerben sie im Umgang mit anderen eine IdentitĂ€t und gesellschaftliche HandlungsfĂ€higkeit? Und wie werden die Individuen auf gesellschaftliche Positionen festgeschrieben und so wiederum zu TrĂ€gern gesellschaftlicher Strukturen? HĂ€ufig wird dabei von einem gerichteten und irreversiblen Prozess ausgegangen, in dem das Individuum zunehmend Teil der Gesellschaft wird und schließlich einen festen Ort in dieser hat. Eine solche Auffassung wird vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen um Migration, Exklusion und GeschlechtsidentitĂ€t jedoch problematisch. Das Seminar greift diese Themen auf und versucht mit RĂŒckgriff auf Theorien der Praxis, einen neuen Zugang zu den Themen der Sozialisationsforschung zu gewinnen.

Dabei werden die klassischen Konzepte in zwei Richtungen erweitert:

1. Es soll herausgearbeitet werden, inwiefern Sozialisiertheit in Bezug auf unser alltĂ€gliches Handeln als unabgeschlossen und offen verstanden werden muss. Sind die in Sozialisation gewonnenen Positionen, IdentitĂ€ten und HandlungsfĂ€higkeiten feste Voraussetzung unsereres Tuns? Oder muss beispielsweise IdentitĂ€t vielmehr immer wieder neu zur Geltung gebracht werden? Der Begriff der Praxis kann hier helfen, die Spannung zwischen sozialisatorisch Erworbenem und der Unabsehbarkeit von Handlungssituationen zu verstehen. Dies macht einerseits HandlungsspielrĂ€ume sichtbar, verweist aber andererseits auf eine GefĂ€hrdung von HandlungsfĂ€higkeit, die in Sozialisation niemals vollstĂ€ndig ĂŒberwunden werden kann.

2. Es soll auch gefragt werden, wie sich Sozialisation in Praktiken vollzieht. WĂ€hrend Praxistheorien stark einen sozialisierten Körper voraussetzen, soll, an neuere Diskussionen anknĂŒpfend, gefragt werden:

– welche grundlegende Rolle dem Lernen fĂŒr soziale Praktiken zukommt,

– inwiefern die BefĂ€higung zur Teilnahme am sozialen Geschehen in Praktiken erworben und zugestanden werden muss, und

– wie sozialisatorische Prozesse grundlegend als soziale Praxis verstanden werden können.

FĂŒr den erfolgreichen Besuch des Seminars sind die regelmĂ€ĂŸige Teilnahme und die LektĂŒre der Texte verpflichtend. Der Leistungsnachweis wird ĂŒber ein Kurzreferat und eine Hausarbeit/Klausur erbracht.

Die genauere Textgrundlage fĂŒr die Blöcke wird in der ersten Sitzung vorgestellt. Hier werden auch die Referate vergeben.



Semester: ST 2024
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