Der Begriff „Salafismus“ hat in den letzten zehn Jahren andere Schreckgespenster wie „Islamismus“ oder „islamischer Fundamentalismus“ in öffentlichen Medien, in der Politik, in Sicherheitsbehörden und der breiten Öffentlichkeit zunehmend verdrängt. Er bezeichnet eine Bewegung, die oft als „die am schnellsten wachsende radikale Strömung des Islam“ dargestellt wird (Tagesschau, 13.04.2012). Aber was steckt hinter diesem Phänomen, welches wir in seiner ganzen Bandbreite besser mit dem arabischen Begriff „Salafiyya“ beschreiben? Das Seminar bietet eine Einführung in die neueste historische und gegenwartsbezogene Forschung zu diesem Phänomenbereich, seinen zentralen Autoritäten, Konzepten und globalen Netzwerken. Im Fokus stehen Forschungsfragen nach der Entstehungsgeschichte des Begriffs „Salafiyya“ und der sozial-religiösen Bewegung dahinter, in der sich mit der sogenannten Manhaǧisierung (von arab. manhaǧ, Methode) seit den 1970er Jahren eine eigenständige Salafi-Ideologie herauskristallisiert hat. Wie definieren wir diese mittlerweile sehr diverse und fragmentierte globale Strömung? Entstand sie aus dem saudi-arabischen Wahhabismus und wird maßgeblich durch saudische Institutionen gefördert oder lassen sich autochthone Salafiyya-Bewegungen in der islamischen Peripherie ausmachen? Wir werden uns Versuche der Systematisierung und Kategorisierung anschauen, welche verschiedene Ausprägungen der Salafiyya von modernistisch, puristisch, quietistisch bis hin zu politisch und ǧihādistisch unterscheiden. Schließlich untersuchen wir wichtige religiöse Konzepte, wie z.B. manhaǧ und ʿaqīda (Glaubenslehre), um zu verstehen, was diese Strömung inhaltlich ausmacht.

Semester: WT 2025/26