Passa ist ein Familienfest par excellence – das weiß, wer auch nur einmal bei jüdischen Freunden am Sederabend teilgenommen hat. Dieser Charakter war dem Fest von Anfang an eigen. In der Hebräischen Bibel erscheint es neben der Beschneidung als das wichtigste Ritual familiärer Frömmigkeit. Als solches ist es von zentraler Bedeutung für die Religionsgeschichte Israels. Der Reiz einer Rekonstruktion dieser Religionsgeschichte, wie wir sie im Seminar unternehmen werden, liegt nun gerade darin, dass das Passa durchaus auch anderes hätte werden können als ein im häuslichen Kreis gefeiertes Familienfest. So belegen Teile der alttestamentlichen Überlieferung den entschiedenen Versuch, das Passa zu einem am Zentralheiligtum zu begehenden Wallfahrtsfest zu transformieren. Im Zusammenhang der dadurch ausgelösten Kontroverse steht auch die ausweislich der Überlieferung nicht weniger strittige Frage, in welchem Verhältnis Passa zu Mazzot, dem Fest der ungesäuerten Brote, stehen sollte. Im Seminar werden wir diese Fragen diachron durch die Hebräische Bibel verfolgen, mit Ausblicken in die jüdische Praxis zur Zeit Jesu und bis heute. Auf diesem Weg erarbeiten wir gemeinsam Zentraltexte der biblischen Überlieferung (z.B. Ex 12; Dtn 16). Kenntnisse des Griechischen sind dafür wünschenswert, solche des Hebräischen unerlässlich.

Semester: WiSe 2025/26