Was genau ist mit einer Geschichte von Zeit(en) gemeint, was will und was kann sie? Antworten darauf werden in dieser Vorlesung sowohl auf theoretisch-konzeptueller Ebene gegeben als auch veranschaulicht, vornehmlich anhand von Beispielen aus der deutschen und europäischen Geschichte eines als ‚lang‘ verstandenen 19. Jahrhunderts. Darunter fallen Debatten über Arbeitszeitverkürzungen, Meridianfragen, Ideen von „Welt-“ bzw. „Stundenzonenzeiten“, technisch-materielle Aspekte der Zeitverteilung sowie Überzeugungen zu „Zeitdieben“ und Pünktlichkeit. Ein Schwerpunkt wird dabei auf einer Geschichte von Zeit(en) seit etwa 1870 bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg liegen: Zeitfragen waren dann im internationalen und nationalen Rahmen, auf regionaler und lokaler Ebene omnipräsent und intensivierten sich quer durch die westlichen Gesellschaften, da zahlreiche Zeitgenossinnen und Zeitgenossinnen von ihnen betroffen waren und sich entsprechend an ihrer Diskussion beteiligten.

Semester: WT 2025/26