Im Jahr 1077 versammelten sich zahlreiche Fürsten und Bischöfe des römisch-deutschen Reiches in Forchheim, um einen neuen König zu wählen. Die Wahl fiel auf den bisherigen Herzog von Schwaben, Rudolf von Rheinfelden. Die Wählenden verknüpften die Wahl Rudolfs allerdings mit einer Bedingung: der Sohn Rudolfs solle nach dem Tod des Vaters nicht automatisch die Nachfolge antreten, die Fürsten behielten sich vielmehr vor, dann erneut zur Wahl zu schreiten, um einem möglicherweise geeigneteren Kandidaten die Königswürde angedeihen zu lassen. Soweit sollte es tatsächlich nie kommen, denn Rudolf war nur „Gegenkönig“ gegen den amtierenden salischen Herrscher Heinrich IV., und doch markiert die Wahl von Forchheim ein neues Verständnis darüber, wie Könige zu ihrem Amt gelangten und welchen Einfluss die Großen des Reiches bei dieser Entscheidung spielten. Doch prägte auch darüber hinaus die Königswahl die Geschichte des römisch-deutschen Reiches bereits Jahrhunderte vor der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356 und der bereits zuvor schrittweise erfolgten Etablierung des Kurfürstenkollegiums. Der Genese und Ausprägung der Königswahl unter Rückblick auf Vorläufer im Frühmittelalter wird im Seminar nachgegangen, exemplarische Fälle werden untersucht und insbesondere die intensivierte Arbeit mit Quellen soll dabei im Vordergrund stehen.

Semester: WT 2025/26