Christliche Geschichtsschreibung – geht das überhaupt? Anhand des Orosius, dem ersten christlichen Universalschriftsteller vom Beginn des 5. Jh. n. Chr. und guten Freund des enorm einflussreichen Augustinus soll das Bild antiker christlicher Geschichtsschreibung untersucht werden.
Im Geschichtswerk des Orosius, das den programmatischen Titel historia adversus paganos trägt, unternimmt der Autor eine Synchronisierung der christlichen Heilsgeschichte mit der paganen römischen Ordnung. Dabei ist die Eingliederung der communitas Christi in ihr christlich-römisches Umfeld zentral. Für die vorchristliche Zeit der römischen Republik bringt er viele Katastrophen und Unglücksfälle, aber mit Christi Geburt änderte sich das gesamte Weltbild. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Herrschaft des Augustus, unter der Christus geboren wurde, prominent und anschaulich vermittelt wird.
Im Seminar sollen größere Teile des Geschichtswerks gelesen werden. In den einführenden Sitzungen werden die Grundlagen wie Josephus mit seinen Jüdischen Altertümern, Eusebius mit seiner historia ecclesiastica und natürlich Augustin mit seinen Überlegungen zur civitas dei, die das Vorbild für Orosius wird, betrachtet, nur sah Orosius die civitas permixta anders.
Werkausgabe: Orosius, Historia adversus paganos, hrsg. und ins ital. Übers. von Aldo Bartalucci, 2 Bde., Rom 1976
Übersetzung: Orosius, Die antike Weltgeschichte in christlicher Sicht, übers. von Adolf Lippold, 2 Bde. München und Zürich 1985, 1986
- Kursleiter/in: Meret Daniela Strothmann