Bereits zur Römerzeit lebten Juden auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Doch erst in den 1970er Jahren entdeckte die deutsche Historiographie diese religiöse Minderheit als Gegenstand einer Sozial- und Kulturgeschichte unter wechselnden Stichworten, zunächst der Diskriminierung im Rahmen eines Opferdiskurses, dann der Akkulturation und Integration. Im Gegensatz zu den urbanen Siedlungszentren des MAs und der Aufarbeitung des Holocausts / der Shoah rückte die FNZ erst in den 1990er Jahren in den Fokus der Forschung. Hier setzt das Hauptseminar an, das ein Spektrum der politik-, sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Zugänge zum jüdischen Leben im Alten Reich aufzeigen will. Aspekte der den Alltag und das Familienleben strukturierenden religiösen und sozialen Riten der (überwiegend) Aschkenasim, werden ebenso thematisiert, wie die rechtlichen, berufsständischen und fiskalischen Rahmenbedingungen und daraus entstehenden Konflikte, aber auch Kooperationen mit Obrigkeiten und christlicher Nachbarschaft. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Verhältnis von Wandel und Kontinuität im Zusammenhang mit zentralen historischen Prozessen wie Reformation/ Gegenreformation und Aufklärung.
Geöffnet für MaRS, MATILDA, Gender Studies, Religionswiss. Es wird eine begleitende Vorlesung zum Thema angeboten.

Semester: WT 2025/26