Die Geschichte der Juden im Alten Reich ist seit den Kreuzzügen mit dem Beginn einer Abfolge von Pogromen und erneuten Ansiedlungsbemühungen durch Schutzprivilegien eine äußerst wechselvolle und ambivalente. Sie geht jedoch nicht in Opferdiskursen auf. Neben einer Einführung in die religiöse und soziale Binnenstruktur sowie einem Überblick über die europäische Verbreitung der Aschkenasim und Sephardim stehen einerseits Hintergründe und Auswirkungen des immer wieder neu von den christlichen Obrigkeiten aber auch anderen Interessengruppen zementierten und antijüdisch motivierten Sonderstatus der Juden als Christusmörder und geldgierige Wucherer im Fokus. Andererseits werden die erst in den letzten Jahrzehnten ins Interesse der Forschung gerückten Spiel- und Handlungsräume vorgestellt, mit denen jüdische Gemeinden wie Individuen immer wieder und nicht selten auch erfolgreich versuchten, ihren durchaus nach Geschlecht oder sozialem Stand erheblich variierenden Status abzusichern bzw. zu verbessern. Die VL will diese jüdischen Lebenswelten aus einer Vielzahl von Perspektiven als teils erzwungene, teils selbstgewählte Parallelwelt beleuchten, wobei die gleichzeitig untrennbare Verflochtenheit mit der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft im Zentrum stehen wird.

Geöffnet für MaRS, MATILDA, Gender Studies, Religionswiss.

Es wird ein ergänzendes Hauptseminar angeboten

Semester: WT 2025/26