Die drei genannten Autoren gelten als die größten politischen Denker der Frühen Neuzeit. Ziel des Seminars ist, sie jeweils genau in den historischen Kontext einzuordnen: Florenz am Beginn der italienischen Kriege 1494-1559, die späte Republik mit ihren Traditionen der Behauptung von Eigenstaatlichkeit im italienischen Mächtekonzert, die humanistische Kultur an der Wende vom lateinischen Gelehrtentum zur vernakularen Verwaltungs-, Diplomatie- und Regierungstechnik. Machiavelli als damals subalterner Politiker der zweiten Reihe, der erst post res perditas zum Autor wurde, der im Wesentlichen noch für ein Manuskriptpublikum schrieb und erst postum zum Weltautor wurde. Hobbes, der in die höfischen Kreise des englischen proroyalistischen Adels als Tutor und Mathematiklehrer eingebunden war, lange Zeit im Exil lebte, mit Galileo und dem Mersenne-Kreis, in der Gegnerschaft zu Descartes in Paris seine Prägung erfuhr, zeitlebens an Mathematik- und Naturwissenschaftsdarlegungen arbeitete, und sein Hauptwerk De corpore, De homine, De cive neben dem englischen und lateinischen Leviathan auch als Gegenentwurf zum aristotelischen Kanon konzipierte: eine eher exkludierte Gestalt, dessen Schriften so wie die Machiavellis eigentlich lange Zeit erst über die Gegner negativ mitrezipiert wurden (Antimachiavellismus, Pufendorf als Anti-Hobbes). Rousseau schließlich, der als Genfer Bürger in Frankreich wie in der Heimatstadt Exklusion erfuhr, in den Salons von Paris und auch in England zum enfant terrible und zugleich zur lächerlichen Figur mutierte, dessen Gesellschaftsvertragskonzept dann erst mit der Französischen Revolution den Durchbruch erfuhr. Alle drei Denker erfuhren wiederum eigentlich erst in der Moderne eine vielgestaltige Neurezeption und Kanonisierung, Hobbes etwa war meist auch in englischen Bibliotheken des 18. Jhs. kaum auch nur vertreten. Das Seminar möchte daher auch die Prozesse der Rezeption und Umdeutung in der Moderne (z.B. von Fichte über Treitschke bis Carl Schmitt, Gramsci und Mussolini) miteinbeziehen und bietet so auch Studierenden, die eher das 19./20. Jh. ´belegen´ wollen, ein Themenangebot. Zugleich lernt man als Historiker so die Alterität von früher Neuzeit und Moderne zu bedenken und zu erfassen.