Über unterschiedliche Wissensbereiche hinweg ist die Denkfigur der Rekursion ein wichtiger Bezugspunkt. In der Informatik bildet sie eine der zentralen Techniken und überall dort, wo Computersimulationen eingesetzt werden, ist sie Teil der epistemischen Praxis. Abzugrenzen ist die Rekursion dabei von dem Begriff der Selbstreflexivität: die Bezugsgröße eines einzelnen Bewusstseins ist für das technische Konzept spezifisch anders gelagert. Das bedeutet jedoch nicht, dass Rekursionen keinen Anlass geben für Imagination und Fiktion. Im Gegenteil: Operationen der Selbst- und Rückbezüglichkeit, des Wiedereinsetzens, Phänomene der Autoinduktion, Selbstperpetuation, Selbstorganisation bilden einen beliebten Topos, um über subjektives Erinnern und Erzählen nachzudenken.

Dieses Seminar führt ein in das Denken in bzw. mit rekursiven Schleifen. Neben wissenschaftsgeschichtlichen und medientheoretischen Einordnungen der Denkfigur liegt ein Schwerpunkt auf der Beschäftigung mit literarischen, filmischen und künstlerischen Formen, in denen sie auftritt. Auf dem Programm steht dabei ein Besuch der Ausstellung „Holding Pattern – Warteschleifen und andere Loops“ (HMKV, Dortmunder U), sowie die Auseinandersetzung mit dem Roman „Remainder“ von Tom McCathy und dessen Verfilmung durch Omer Fast.

Semester: SoSe 2025