Die Chronistik erweist sich als eine der variantenreichsten und zahlreich überlieferten Gattungsarten des Mittelalters. Sowohl in lateinischer Sprache als schließlich auch in zahlreichen sich etablierenden Volkssprachen haben sich ganz unterschiedliche Formen der Chronistik etabliert. Meist mit der biblischen Erschaffung der Welt oder der Kreuzigung Jesu ihren Ausgang nehmend erzählen Chroniken den Lauf der Geschichte bis in die Gegenwart des vergleichsweise häufig namentlich bekannten Autors (oder der Autorin) nach, legen aber früher oder später den Fokus auf die Geschichte etwa eines Reiches, eines Bistums oder einer Stadt. Für frühere Jahrhunderte wird auf ältere Werke zurückgegriffen – für die Spätantike etwa auf eine von Eusebius und Hieronymus verfasste Chronik –, doch werden die Werke nicht einfach kopiert, sondern über Ergänzungen und Auslassungen der Absicht der Chronisten angepasst. Im Hauptseminar wollen wir der Chronistik im Mittelalter nachspüren, Form und Funktion der Werke analysieren und der Abfassungsabsichten der Autor*innen derartiger Werke auf der Grund gehen. Neben lateinischen Texten wie den zehn Büchern Geschichte Gregors von Tours aus dem 6. oder der Chronik Thietmars von Merseburg aus dem 11. Jahrhundert werden auch deutschsprachige Beispiele herangezogen wie die Sächsische Weltchronik aus dem 13. Jahrhundert. Neben einem intensiven Blick in die jüngere Forschung steht dabei insbesondere ausgiebige Quellenarbeit im Mittelpunkt.

Semester: SoSe 2025