Was ist eine Nation und welche Narrative, Mythen und Symbole sollen ihr Zusammengehörigkeitsgefühl festigen? Welche Rolle spielt Religion im Nationalismus und macht es Sinn von einem religiösen Nationalismus zu sprechen? Mit einem Fokus auf das Fallbeispiel des Irak und seiner politischen Entwicklungen nach 2003 bietet dieses Seminar einen Einstieg in die theoretischen Grundlagen der Nationalismusforschung. Vor dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte einer ethnisch und religiös pluralen irakischen Nation seit 1920/1 wird der abrupte Übergang von einem monolithischen, strikt anti-konfessionellen (Pan-)Arabischen Nationalismus unter Saddam Husayn, hin zur offenen politischen Mobilisierung ethnischer und konfessioneller Identitäten nach 2003 untersucht. Eine zentrale Frage wird sein, welchen Einfluss das weltweit beobachtete „Wiedererwachen der Religion“, speziell des Islam seit den 1960er Jahren auf den Nationalismus im Irak hatte. Wie veränderte die politische Mobilisierung sunnitischer, schiitischer, christlicher oder arabischer, kurdischer, turkmenischer und yezidischer Identitäten das Narrativ des irakischen Nationalismus nach 2003?

Semester: WT 2024/25