Der Besuch eines Gymnasiums verspricht die Vermittlung höherer Bildung, einen relativ direkten Weg zum Abitur, aber der Zugang ist reglementiert und auf verschiedene Weise exkludierend. Die Finanzierung einer gymnasialen Ausbildung, aber auch die Gymnasialempfehlung stellten bzw. stellen immer noch wichtige Scharniere für die nachfolgende Bildungsbiographie dar und sind immer noch mit sozioökonomischen Aspekten der Schülerschaft verknüpft.
Mit der Geschichte des Gymnasiums ist ein tradiertes elitäres Selbstverständnis höherer Bildung verbunden, aber seit dem 19. Jahrhundert auch ein Kampf um Geschlechtergerechtigkeit, die Hoffnung auf sozialen Aufstieg und der Streit um Berechtigungsprivilegien zwischen humanistischen und realistischen Bildungsprofilen. Auch im 20. Jahrhundert zeigen Debatten um Einheitsschule und Gesamtschule und sich durchsetzende Liberalisierungs- und Demokratisierungsbestrebungen, dass die spannungsreiche Entwicklung dieser Schulform nur im Kontext gesamtgesellschaftlicher Veränderungsprozesse zu verstehen ist. Im 21. Jahrhundert muss sich das Gymnasium innerhalb verschiedener zwei- bzw. mehrgliedriger Schulstruktursysteme positionieren und zeigt dabei als Schulform eine erstaunliche Beharrungskraft, obgleich einige der heute geführten Kontroversen lange historische Linien aufweisen.
Das Seminar gibt in Schlaglichtern einen Überblick über die Entwicklung des Gymnasiums aus einer bildungshistorischen, kulturwissenschaftlichen und sozialgeschichtlichen Perspektive und stellt Bezüge zu aktuellen bildungspolitischen Fragen her.
Das Seminar findet wöchentlich als Zoom-Meeting statt und setzt eine intensive Vorbereitung der Texte und Quellen aus dem Moodle-Kurs voraus.
- Kursleiter/in: Denise Löwe