Komparatist*innen müssen viel lesen. So viel ist klar. Aber was bedeutet „lesen“? Ist es eine praktische Fertigkeit, eine Methode? Welche theoretischen und praktischen Grundlagen sind notwendig, um das eigene Lesen zu reflektieren und zu fundieren? Sind Interpretation und Lesen identisch? Ist lesen eine Praxis, die sich nur auf Texte bezieht und, wenn ja, was ist ein Text? Lässt sich etwas, z.B. ein Gelände oder ein Museum, als Text lesen und analysieren? Welche Effekte – positive und negative – können Digitalisierung und die Einbindung von KI in das Schreiben und Lesen von Texten nehmen? Können wir noch von der „Lesbarkeit der Welt“ (Blumenberg) ausgehen?

Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt eines Seminars, dass die theoretischen, methodischen und praktischen Aspekte komparatistischer Arbeit grundsätzlich befragt. Dabei wird sich das Curriculum an den Interessen der Teilnehmer*innen orientieren, um auch danach zu fragen, welche fachgeschichtlichen Veränderungen sich aus der gemeinsamen Diskussion beobachten lassen und welche Potenziale diese Arbeit auch über Studium und Wissenschaft hinaus bergen. 

Auf Grundlage ebenso intensiver wie extensiver Lektüren wird ein Bogen von Hans Blumenberg über Roland Barthes, Mieke Bal, Karen Barard und Donna Haraway bis zu Timothy Morton, Anna Tsing und Andreas Malm möglich. Welche Texte wir im Einzelnen lesen, werden wir gemeinsam in der ersten Sitzung festlegen.

Zur Vorbereitung:

  • Julika Griem: Szenen des Lesens (2021)
  • Klaus Benesch: Mythos Lesen (2021)
  • Irina Hron, Jadwiga Kita-Huber, Sanna Schulte (Hrsg.): Leseszenen. Poetologie – Geschichte – Medialität (2020)
Semester: WT 2024/25