Das Liedcorpus des Oswald von Wolkenstein gilt als eines der anspruchsvollsten im ausgehenden Mittelalter. Es umfasst Liebeslyrik ebenso wie Reimpaarreden und geistliche, didaktische sowie politische Lieder, wobei meist auf traditionelle Schemata und Topoi der deutsch-sprachigen und europäischen Lyrik zurückgegriffen wird. Durch Neukombination und Umbesetzung des Überkommenen, dazu durch musikalische Mittel und durch eine artistische Sprache, die zuweilen bis an die Grenze des Verstehbaren reicht, entsteht ein unverwechselbares, eigenes Oeuvre. Dieses facettenreiche Werk soll zunächst in Einzelinterpretationen erarbeitet werden. In einem zweiten Teil wird es darum gehen, diejenigen literarischen Figurationen zu erkennen und zu benennen, die dazu führten, dass Oswalds Lyrik über lange Zeit - in unreflektierter Anlehnung an Konzepte der Klassik - als autobiographische Texte gelesen werden konnten.

Achtung: Im September 2025 wird im Vorfeld der nächsten Tagung der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft in Brixen/Südtirol ein Nachwuchsworkshop stattfinden. Eingeladen und prämiert werden dort bis zu fünf Verfasser: innen der besten Hausarbeiten und Qualifikationsarbeiten zu Oswald und seiner Zeit. Auch im Rahmen unseres Seminars können entsprechende Arbeiten verfasst und eingereicht werden.

Textgrundlage: H. Brunner, B. Wachinger: Oswald von Wolkenstein: Lieder. Text, Übersetzung, Melodien, Kommentar. Berlin, Boston: De Gruyter 2024.

Zur Einführung: Dieter Kühn, Ich Wolkenstein. Biographie. Überarbeitete Ausgabe. Frankfurt/M. 1996 u.ö.

Semester: WT 2024/25