Ausgehend von der jeweils vorausgehenden Einheit der Grundkurs-Ringvorlesung, führt die Grundkursübung in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches ein. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die in der Vorlesung vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht und vertieft. In der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet die Grundkursübung Studienanfängern die Gelegenheit, mündlich und schriftlich eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug kennenzulernen und zu erproben: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Die Modulprüfung besteht in einer Abschlussklausur, die in der vorletzten Veranstaltungswoche in den Grundkursübungen geschrieben wird und Inhalte sowohl der Ringvorlesung als auch der Grundkursübung abprüft. Die Anmeldung zur Grundkursübung ist zugleich die Anmeldung zur Modulprüfung. Voraussetzung für die Teilnahme an der Klausur ist die regelmäßige aktive Teilnahme an beiden Veranstaltungen und die erfolgreiche Erbringung aller kleineren in der Grundkursübung verlangten schriftlichen Leistungen.
1959 gilt als ‚Romanjahr‘ der Nachkriegszeit: Es erschienen „Die Blechtrommel“ von Günter Grass, „Billard um halbzehn“ von Heinrich Böll und die „Mutmaßungen über Jakob“ von dem soeben aus der DDR in die BRD übergesiedelten Uwe Johnson. In den „Mutmaßungen“, dem formal ambitioniertesten der drei Romane, geht es um den ungeklärten Tod des Eisenbahners Jakob Abs. Ob Unfall, ob Selbstmord – der Text sondiert dies montageartig aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen.
Die Übung versteht sich in dreierlei Hinsicht als Propädeutik: Sie will erstensals eine Einführung in die Textanalyse mit einem wichtigen Erzähltext des 20. Jahrhunderts bekannt machen, wobei Fragen der literarischen Formgebung besonders im Zentrum stehen. In diesem Sinne versteht sich die Übung zweitens als eine Einführung in die Grundlagen der Narratologie bzw. Erzähltheorie. Mithilfe des Standardwerks von Martinez/Scheffel erarbeiten wir uns wichtige erzähltechnische Kategorien (Zeit, Modus, Stimme) und erproben diese an Johnsons „Mutmaßungen“. Drittens schließlich führt die Übungen in die professionelle wissenschaftliche Literaturrecherche ein und bereitet somit auf das Proseminar vor.
Verbindliche Arbeits- und Textgrundlagen:
- Martinez, Matias u. Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. 9., erweiterte u. aktualisierte Aufl. München: Beck 2012. (oder spätere Auflage)
- Moennighoff, Burkhard u. Eckhardt Meyer-Krentler: Arbeitstechniken Literaturwissenschaft. 18., überarb. u. aktual. Aufl. München 2019. (oder spätere Auflage)
- Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob. Frankfurt am Main 1992 (Ausgabe edition suhrkamp).
Grundlage für einen Teilnahmenachweis ist die aktive und regelmäßige Mitarbeit, vor- und nachbereitetes Lektürepensum, die Übernahme einer Themenpartnerschaft mit Thesenpapier sowie die fristgerechte Einreichung kleinerer schriftlicher Arbeiten.
Anmeldung: Die Anzahl der Seminarplätze ist auf 30 beschränkt. Die Anmeldung erfolgt über das Zuteilungsverfahren.
Komplementär zum Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit seiner Ausrichtung auf systematischen Überblick über Fragen und Gegenstände des Faches will die propädeutische Übung an einem überschaubaren Untersuchungsgegenstand exemplarisch in literaturwissenschaftliches Arbeiten und die hierzu erforderlichen spezifischen Arbeitstechniken einführen. Dabei werden von Sitzung zu Sitzung intensive Erschließung thematischer Aspekte und Anleitung zu sowie selbständige Erprobung von Techniken der Textanalyse, der Recherche, des Bibliographierens und Rezipierens von Forschungsliteratur ineinandergreifen. Ziel ist es, exemplarisch wesentliche Techniken zur Abfassung eigener literaturwissenschaftlicher Texte, speziell der im Vertiefungsmodul zum ersten Mal als Leistungsnachweis geforderten Hausarbeit zu erlernen. Hierfür bedarf es regelmäßiger Übung in wöchentlichen Recherche-, Lektüre- und Schreibaufgaben.
- Kursleiter/in: Tanja van Hoorn