Der Soziologe Hartmut Rosa hat in den letzten Jahren das Thema Unverfügbarkeit in die wissenschaftlichen Debatten hineingebracht.
Schon im Mittelalter ist in der Theologie über dieses Thema heftig diskutiert worden und große theologische Konzepte haben die Unverfügbarkeit Gottes gegen jeglichen rationalen Zugriff ins Zentrum gestellt. In den Evangelien gibt es einen impliziten Diskurs darüber, wie weit die zentrale Botschaft von Jesus Christus und vom Reich Gottes wenigstens für die Auserwählten kognitiv greifbar ist, oder ob sie nur „mit Furcht und Zittern“ und „Ekstase“ erfahrbarbar und nachvollziehbar ist. Für Paulus bleibt etwa das Wort vom Kreuz unzugänglich für die Klugen seiner Zeit.
Wie sollen Kirchen heute mit dem Thema „Unverfügbarkeit“ umgehen? Bietet die Rede von der Unverfügbarkeit eine willkommene Ausrede, nicht wirklich intellektuelle Rechenschaft vom Glauben ablegen zu müssen, oder stößt sie ein Tor auf zu einer attraktiven modernen Religiosität?
In diesem Seminar werden wir biblische Texte und Texte aus der Theologiegeschichte gemeinsam lesen und interpretieren und solche zentrale theologischen Fragen diskutieren.


Literatur zur Vorbereitung:
Rosa, Hartmut. Unverfügbarkeit. Wien: Residenz Verlag, 2018

Semester: SoSe 2024