Das Seminar widmet sich Praktiken und Formaten zeitgenössischer szenischer sowie bildender Kunst, bei denen sich das künstlerische Ereignis als listenreiche Finte vollzieht - als taktisches Manöver, das sich gegen vorherrschende Diskurse, Anschauungen, Umgangsformen wendet und diese unterläuft, verfremdet, in die Irre führt. Es setzt sich mit künstlerischen Strategien des Umfunktionierens oder Umorganisierens, der Inversion oder Affirmation auseinander, die im Kontext konkreter sozialer und politischer Situationen zur Anwendung kommen und ihren Ort dabei weniger in Theatern und Kunstinstitutionen als in der öffentlichen Sphäre oder in medialen Räumen finden.

Die zu besprechenden Praktiken sollen dabei mit einer Gestalt in Verbindung gebracht werden, die sich in Erzählstoffen unterschiedlicher Kulturen prominent in Szene setzt und sich durch Gerissenheit und Ungehorsam auszeichnet: mit dem Trickster. Loki aus der nordischen Mythologie, Odysseus oder Till Eulenspiegel gelten als Vertreter der Trickster-Figur. Vor dem Hintergrund theoretischer Überlegungen sollen verschiedene künstlerische Arbeitsweisen beleuchtet und analysiert werden. Dabei wird gemeinsam diskutiert werden, wie sich künstlerische Strategien der List oder Subversion von Techniken popkultureller Bewegungen oder von avancierten Marketingkonzepten unterscheiden lassen. Und schließlich soll erörtert werden, was das Trickster-Potential für eine zeitgenössische Bestimmung des Politischen in der Kunst bedeuten könnte.


Semester: SoSe 2024