Eine Beschreibung versucht eine Darstellung von Welt. Oft formt sie deren phĂ€nomenale Beschaffenheit ĂŒber die Darstellung sinnlicher Welt-Wahrnehmung: geschaute Landschaften, gehörte Vielfalt der geo-, bio- und anthropophonen GerĂ€usche. Ein zentraler Gestus des Beschreibens ist das Sammeln, Auflisten, Katalogisieren. In literarischen Texten dienen Beschreibungen hĂ€ufig als Grundierung oder Rahmung, in die dann eine Handlung – traditionell mit Anfang, Höhepunkt und Schluss – erzĂ€hlerisch eingefĂŒgt wird. Die von Georg LukĂĄcz wirkmĂ€chtig herausgearbeitete Antinomie von „ErzĂ€hlen oder Beschreiben?“ (1936), die das Beschreiben unter den Generalverdacht einer ideologischen EngfĂŒhrung, einer verdinglichten Prosa stellt, scheint nicht erst angesichts des aktuellen boomsdes Nature Writing diskutabel. Denn auch, wenn Gotthold Ephraim Lessing in seinem Laokoon (1766) die ‚malende Poesie‘ verabschiedete: Ewald von Kleists „FrĂŒhling“ (1749) wurde weiter bewundert und im 19. Jahrhundert feilten die Droste, aber auch Stifter und Fontane an ihren Landschafts-BeschreibungskĂŒnsten – Tendenzen, die in der Moderne etwa in experimentellen Wiederaufnahmen der historis naturalis in Kunst und Literatur fortgeschrieben wurden und zuletzt, im Angesicht von BiodiversitĂ€tsverlust und Klimakatastrophe, in die programmatische Forderung nach einer neuen Beschreibungspoesie mĂŒndeten.

Semester: ST 2024