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Wenn wir als Wissenschaftler*innen Theater schauen, dann machen wir Notizen. Unsere Aufmerksamkeit wechselt zwischen dem Blick auf das in der Dunkelheit verborgenen Notizbuch oder dem flackenden Handydisplay und dem Blick auf die Bühnen. Wir können nicht alles notieren: Theater als Live-Moment, als Komplexität aus Räumen, Zeiten, Körpern entzieht sich der Notierbarkeit. Wir müssen entscheiden, welche Beobachtung einer Theateraufführung auf welche Weise Text wird, und Bedeutung gewinnt.

Der Grundkurs setzt bei der Notiz als offenes und sogleich konstitutives Moment zwischen Theatererleben und seiner Verschriftlichung an und fragt nach der politischen Dimension der Bezeichnung. Auf der Grundlage von theoretisch Überlegungen zum Verhältnis von Sprache und Macht (Judith Butler, Michel Foucault, u.a.) näheren wir uns Textformen, die Theateraufführungen sprachlich fixieren. Dabei untersuchen wir Notationen, die sich zu Fließtexten über Theatererfahrung verdichten lassen (Aufführungsanalysen, Kritiken etc.), aber auch solche, die selbst wiederum Aufführung strukturieren (Skripte, Score) oder selbst im Lesen zur Aufführung werden; wie z.B. die Open Source Sammlung »everybodys performance scores« der Choreographinnen Alice Chauchat und Mette Ingvartsen.

Den praktischen Teil des Grundkurses bilden Theater und Performancebesuche, bei denen wir mit Notier-Weisen experimentieren und unsere Notizen im Seminar diskutieren. Wir gehen dabei sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch-experimentell als auch vor: Wie verändert sich ein Verständnis einer Theateraufführung oder Performance, wenn wir für die Performer*innen immer neue Bezeichnungen erfinden? Wie, wenn wir nur mit Verben notieren? Wie wenn wir gar keine Sprache verwenden und Diagramme zeichnen? Oder wie, wenn wir der Aufführung mit einer wissenschaftlichen Fragestellung begegnen? Dabei stellt sich die grundlegende Frage, wie die ersten sprachlichen Fixierungen unsere Wahrnehmung, unser Denken und schließlich die Genese unserer Texte und Analysen strukturieren.