Krankheitsbilder sind auffĂ€llig oft nicht nach den Namen bekannter Ărzte, sondern nach fiktionalen Figuren aus der Literatur oder Schriftstellern benannt worden: Das Michael-Kohlhaas-Syndrom bezieht sich auf Heinrich von Kleists Rebellionsnovelle âMichael Kohlhaasâ, der Masochismus auf Leopold von Sacher-Masochs Schilderungen erotisch-gewalttĂ€tiger AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnisse, das Oblomow-Syndrom auf Iwan Gontscharows faulen Helden, das Undine-Syndrom auf Wasserwesen, wie sie Friedrich de la Motte FouquĂ© beschrieb, und das Felix-Krull-Syndrom auf Thomas Manns âDie Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krullâ. Es lieĂen sich hier eine Vielzahl weiterer Krankheitsbilder anfĂŒhren, selbst wenn man von dem Reservoir antiker Mythen absieht. Das Seminar beschĂ€ftigt sich mit dem VerhĂ€ltnis von Literatur und Medizin, den literarischen Elementen bei der âErfindungâ von Krankheitsbildern und dem literarischen Wissen, das in der medizinischen Beschreibung nachlebt. Nach der Erarbeitung literatur- und kulturtheoretischer Texte zum VerhĂ€ltnis von Literatur und Medizin werden in jeder Sitzung ein Krankheitsbild und ein literarischer Text im Zentrum stehen. Das Ziel des Seminars ist es, ein tiefgehendes VerstĂ€ndnis fĂŒr die Wechselwirkungen zwischen Literatur und Medizin zu entwickeln und die verschiedenen Aspekte der Krankheitsbilder in der Literatur zu erkunden. Wir werden die Verwendung von literarischen Motiven, Symbolen und ErzĂ€hlstrukturen in der Beschreibung von Krankheiten analysieren und die Bedeutung von Literatur fĂŒr das VerstĂ€ndnis und die Darstellung medizinischer PhĂ€nomene untersuchen. Vorausgesetzt werden die kontinuierliche Teilnahme, Mitarbeit und die LektĂŒre sĂ€mtlicher behandelter Texte im Seminar.
- Kursleiter/in: Jonas Barczik
- Kursleiter/in: Rupert Gaderer
- Kursleiter/in: Madeleine Landsberg Scherff