Bioabfall, giftige Chemikalien, Elektroschrott, materieller Schutt, körperliche Überreste oder Digital-Waste: Unter Abfall und Unrat fällt all das, was ökonomisch nicht mehr verwertbar scheint. Weil dieser «Waste» jedoch nicht einfach verschwindet, sondern nach seiner Beseitigung nach wie vor präsent ist – sei das auf dem Kompost, auf Mülldeponien oder Abraumhalden – birgt sich in ihm ein Wissenskosmos, mittels dessen sich die anthropozentrische Perspektive auf die Welt nochmals neu befragen lässt. Die Realität wird in der zeitgenössischen Kunst und Kulturforschung immer häufiger als «Wasteland» dargestellt, das sowohl als Archiv der kapitalistischen Moderne als auch als Reservoir für neue mehr-als-menschliche Beziehungen zu interpretieren ist.
Dass Müll eine dynamische und wirkungsvolle Kategorie ist, hat bereits Michael Thompson in seiner Rubbish Theory (1979) deutlich gemacht. In den letzten Jahren – im Kontext der sich abzeichnenden Umweltkatastrophe, der dekolonialen Forschung sowie der Konzeptualisierung neuer Materialitäten – hat die Problematik industrieller und kultureller Überreste enorm an Bedeutung gewonnen. Die Art und Weise, wie Müll erzeugt, bewertet, gesammelt oder deponiert wird, ist politisch nicht neutral, sondern verwoben mit bestimmten Kategorisierungen und Zuordnungen. Gerade wenn aus der Ökonomie ausgeschlossene Materialitäten diese Kategorisierungen überdauern und aus ihren primären Kontexten herausfallen, kommt dem «Waste» ein performatives Potential zu. Im TheaterTheorieLabor werden wir dieses Potential anhand verschiedener theoretischer Texte und künstlerischer Beispiele untersuchen.- Kursleiter/in: Sandra Nathalie Biberstein
- Kursleiter/in: Dorota Sajewska