„Visibile parlare“: Mit diesen Worten beschreibt der Erzähler im zehnten Canto von Dantes 
Purgatorio die göttliche Kunst an den Wänden des Läuterungsberges. Diese Äußerung kann als 
geradezu programmatisch für die gesamte Commedia verstanden werden, umreißt sie doch 
sämtliche Bereiche bildkünstlerischen Ausdrucks. Sie kennzeichnet einerseits die Anregung 
mehrerer Sinne gleichzeitig und ist damit Überlegenheitsanspruch der Malerei über das Wort. 
Andererseits wird dieser Anspruch zunehmend relativiert zugunsten des Wortes. 
Dante und die Kunst sind auf den ersten Blick nicht allzu verwandte Themen. Allenfalls die 
Illustrationen Gustave Dorés oder William Blakes zu einzelnen Passagen – insbesondere des Inferno
– kommen in den Sinn. Dabei sind die wechselseitigen Beziehungen sehr viel differenzierter. Dante 
selbst inszeniert sich beispielweise als Text- bzw. Bild-Künstler und bezieht sich zugleich auf die 
Kunstproduktion seiner Zeit, zum Beispiel Giotto oder Cimabue. 
Darüber hinaus war Dantes Commedia immer schon eine Projektionsfläche unterschiedlicher 
künstlerischer Ausdrucksformen, die den Text widerspiegelten oder ihn zur Grundlage für etwas 
Neues machten. Dazu zählen zunächst die illustrierten Handschriften, die ganze Passagen des Epos 
in Bildform zu komprimieren versuchen, ebenso wie Rodins imposantes „Höllentor“.
Dieses Seminar will den Inhalt der Commedia insgesamt erfahrbar machen, aber vor allem die 
künstlerische Rezeption sowie die verschiedenen Arten von Text-Bild-Beziehungen in Dantes opus 
magnum genauer in den Blick nehmen.

Semester: WiSe 2023/24