Der Schweizer Prosaschriftsteller Robert Walser (1878–1956) gilt als einer der wichtigsten Autoren der Moderne. Er hat eine unverwechselbare, ganz eigene literarische Stimme, in der sich Bescheidenheit und scheinbare Harmlosigkeit mit Witz und artistischer Erzählkunst verbinden. Romane wie Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909) entführen aus zunächst naiv wirkender Perspektive in die Welt bürgerlicher Lebenslügen, um diese satirisch zu entlarven und poetisch zu durchkreuzen. In seiner berühmten Erzählung Der Spaziergang (1917) schickt Robert Walser ein Schriftsteller-Alter Ego auf den titelgebenden Spaziergang, der sich als wachträumerisch-halluzinatorische Tagesreise durch ein Städtchen und seine Umgebung entpuppt; der Protagonist kehrt zwar hier und dort ein, spricht mit diesem oder jenem – im Grunde aber geschieht kaum etwas. Dies jedoch wird auf solch faszinierende Art und Weise erzählt, dass man gar nicht aufhören mag, zu lesen.

Das Seminar arbeitet mit folgenden Textgrundlagen:

- Robert Walser: Der GehĂĽlfe. Roman. Hg. v. Jochen Greven. Frankfurt/M. 1985. (Suhrkamp Taschenbuch)

- Robert Walser: Jakob von Gunten. Ein Tagebuch. Hg. v. Jochen Greven. Frankfurt/M. 2004. (Suhrkamp Taschenbuch)

- Robert Walser: Der Spaziergang. Ausgewählte Geschichten. Hg. v. Daniel Kehl. Zürich 1973. (Diogenes Taschenbuch)
Semester: WT 2023/24