Die Veranstaltung versteht sich als Lese- und Motivationskurs, in dem anhand von Originaltexten in die erste Begegnung zwischen Literatur und Psychoanalyse und den Anspruch, die Chancen und auch die Problematik der Literaturpsychoanalyse eingeführt wird, um auf dieser Grundlage auf eine spätere eingehende Beschäftigung vorzubereiten. Es handelt sich also um eine erste Einführung in dieses Teilgebiet der Literaturwissenschaft.

So geht es zunächst um die gemeinsame Erarbeitung von Wilhelm Jensens Erzählung „Gradiva. Ein Pompejanisches Phantasiestück“, wobei der literaturgeschichtliche Kontext und insbesondere die Novellistik des ausgehenden 19. Jahrhunderts berücksichtigt werden. Ziel ist es, die Vielschichtigkeit des Textes zu verdeutlichen, um später nachvollziehen zu können, auf welche Weise Sigmund Freud als Leser und Interpret diesen Text in seinem Aufsatz „Der Wahn und die Träume in W. Jensens >Gradiva< analysiert und zum Sinnbild seiner neuen Wissenschaft erhebt.

Im zweiten Teil des Seminars wird in die Grundlagen der Psychoanalyse als eigenständiger Kulturwissenschaft in ihrem Entwicklungsstadium zwischen 1900 und 1910 eingeführt, worauf dann S. Freuds Deutung der Erzählung Jensens erarbeitet und kritisch hinterfragt wird.

Die letzte Sitzung des Seminars skizziert interdisziplinär das Verhältnis zwischen der Literatur im 20. Jahrhundert als einem Miteinander von „Psychoanalytischem Lesen“ und „Literarischem Schreiben in der Moderne“ (Fuechtner, 2022).

Arbeitsgrundlage: Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume in W. Jensens >Gradiva<. Mit der Erzählung von Wilhelm Jensen. Herausgegeben und eingeleitet von Bernd Urban. Psychologie Fischer. Fischer-Tb 10455.

Die obligatorische Vorbesprechung findet am Donnerstag, den 13. Juli, von 18-20 Uhr (s.t.) statt.

 

 

Semester: WT 2023/24