Wer sich in der Rezeption über das Verhältnis Platons zum Schönen und der Kunst orientieren will, stößt auf einen sehr ambivalenten Befund. Zum einen wird bisweilen „alle systematische Ästhetik, die bisher in der Geschichte der Philosophie aufgetreten ist“, als „Platonismus“ apostrophiert (Ernst Cassirer). Zum anderen gilt Platon – beispielsweise im der Perspektive Friedrich Nietzsches – als der „größte Kunstfeind, den Europa bisher hervorgebracht hat“. Diese Ambivalenz bricht sich auch in Platons berühmt-berüchtigter Ausweisung der Dichter aus dem Idealstaat Bahn. Denn immerhin stammt die entsprechende Partie nicht etwa aus einer nüchternen theoretischen Abhandlung, sondern aus einem literarisch aufwendigen Dialog: der Politeia. Wir werden uns im Seminar die einflussreiche und ambivalente Position Platons vor allem anhand von einschlägigen Ausschnitten aus PhaidrosSymposion und Politeia erarbeiten, aber auch kürzere Dialoge wie Ion und Hippias maior zu Rate ziehen. Eine wichtige Frage wird hierbei diejenige nach der Alterität des Platonschen Denkens sein: Es mag unseren ästhetischen Diskurs ja bis heute beeinflusst haben, aber inwiefern sind die antiken Auffassungen von Schönem und Künsten überhaupt noch mit unseren modernen vereinbar? Das Seminar findet als Hybrid-Veranstaltung aus wöchentlichen Zoomsitzungen und einer ganztägigen Abschluss-Veranstaltung in Präsenz statt. Kenntnisse des Altgriechischen sind erwünscht, aber nicht Teilnahmebedingung. 

Zur Einführung Michael Erler: Platon [Die Philosophie der Antike. Bd. 2/2], hrsg. v. Hellmut Flasshar, Basel 2007, S. 486-512. 


Semester: WiSe 2024/25