Wie performativ sind die Theorien des Performativen? Wie wird das Schreiben über Performanz selbst zum Akt? Wie kann ein wissenschaftlicher Text gegen etablierte akademische Schreibmuster agieren? Welche Performance-Theoretiker*innen reflektieren in ihren Schriften den Schreibprozess mit? Inwiefern berücksichtigen sie im Schreiben ihre eigene Verwobenheit in soziokulturelle Bedingtheiten, in Genderkonstruktionen, in die kapitalistische Wissensproduktion sowie ihre Privilegierung als Akademiker*innen? Wie wirken die Texte, die ihre Materialität und Medialität zum Vorschein bringen, auf die Leser*innen? Beinhalten sie per se eine Relationalität und Reziprozität, eine Einladung zum Mitspielen und eine Aufforderung zur Antwort?

In den 1990er Jahren haben US-amerikanische Performance-Theoretikerinnen wie Peggy Phelan und Della Pollock mit dem Konzept des performative writing versucht, wissenschaftliche Schreibweisen über Kunst und Kultur einer kritischen Revision zu unterziehen. Im Seminar werden wir die Idee des performativen Schreibens als Ausgangspunkt für die Analyse verschiedener theoretischer Texte nehmen, um sie auf den Prüfstand zu stellen. Dabei werden wir nicht nur Texte lesen, die sich explizit mit Performancekunst und/oder kultureller Performanz auseinandersetzen (Richard Schechner, Rebecca Schneider, Judith Butler, Fred Moten), sondern auch Schriften, die performative Theorien etablieren, ohne sich auf performative Künste zu beziehen (Donna Haraway, Paul B. Preciado, Anna L. Tsing).

 


Semester: WiSe 2024/25