Der Tod ist, literaturwissenschaftlich betrachtet, vieles. Er ist natĂŒrlich Motiv: Figuren sterben oder werden zu Tode gebracht in Romanen, Tragödien und Trauerspielen (Mignon, Iason, Carl oder Maria Stuart, Emilia oder Sara) Figuren nehmen sich selbst das Leben (Cato, Ulfo, Werther), der Tod wird gefĂŒrchtet oder herbeigesehnt, besungen und beklagt, der Tod wird (weil keiner Genaues weiĂ) in Bildrede thematisiert (z.B. als eherne Pforte oder als Hafen) usf. Der Tod ist aber auch gleichsam gattungspoetologischer BegrĂŒndungszusammenhang: Ohne tragischen Tod keine Tragödie, vom Tode, so Walter Benjamin, habe auch der ErzĂ€hler »seine AutoritĂ€t geliehen«. Und er ist natĂŒrlich, nicht mehr nur literaturwissenschaftlich betrachtet, anthropologische Bestimmung: Ăber Endlichkeit und Tod mĂŒssen wir nachdenken!
Diese verschiedenen (nicht nur literaturwissenschaftlichen) Implikationen ihres Gegenstandes will die Vorlesung gleichsam essayistisch betrachten: Ausgehend von Lessings kunsthistorischer Schrift »Wie die Alten den Tod gebildet« werden u.a. mittelalterliche TotentĂ€nze, barocke Sonette und Leichabdankungen, berĂŒhmte literarische Tode (Carl Stuart, Emilia Galotti, Werther, Mignon u.a.), aber auch gattungspoetologische und anthropologische Fragestellungen diskutiert.
In der Vorlesung kann mit Ăbernahme kleinerer schriftlicher Testate (in moodle) ein Teilnahmenachweis erworben werden.
- Kursleiter/in: Kathrin Braungardt
- Kursleiter/in: Benedikt Jessing