Wie steht es um die Lust in Anbetracht der politischen Dringlichkeiten unserer Tage? Nonstop umgeben von beängstigenden Nachrichten wollen wir uns mit einem Erregungszustand befassen, welcher dem Gefühl von Angst und Ohnmacht womöglich etwas entgegensetzen kann. Im Seminar betrachten wir dazu künstlerische Lustpraktiken und -szenen im Spannungsfeld von Resilienz- und Eskapismusstrategie. Dazu wollen wir Künstler:innen und ihre Arbeiten genauer betrachten, die in besonderer Weise mit dem Lustprinzip arbeiten. Doris Uhlich, Mette Ingvartsen, Annie Sprinkle sind nur die prominenten Beispiele von Interesse, deren Arbeiten wir uns ansehen und gemeinsam im Hinblick auf ihre unterschiedlichen Konzepte, Ästhetiken und Formen der Politisierung von Lust diskutieren wollen.

Ein weiterer Aspekt des Seminars ist das Verhältnis von Lust und Wissenschaft. Entgegen einer dualistischen Körper-Geist-Betrachtung wollen wir mit Sara Ahmeds Formulierung „die Rolle von Sensation im Entstehungsprozess von Wissen“ betrachten. Sensation ist hier in seiner Doppelbedeutung von Ereignis und Sinn bzw. Gefühl gemeint. Sinnlichem wird in der Wissenschaft schnell Unseriösität unterstellt, doch lässt sich ganz simpel die Involviertheit der Sinnesorgane in alles was Wissen ausmacht feststellen, in der Theaterwissenschaft insbesondere.

Darüber hinaus sind zwei weitere Schwerpunkte des Seminars Lust und Lustigkeit in Verbindung mit Nacktheit auf der Bühne sowie eine Betrachtung von Verwertungsmechanismen der individuellen Lust im Arbeitsleben.
Semester: SoSe 2024