Der befreiungsphilosophische Ansatz des argentinischen Philosophen, Historikers und Theologen Enrique Dussels bietet aus der Perspektive eines Lateinamerikaners eine kritische Analyse des Westens. Seine Person steht für eine intensive Auseinandersetzung mit der traditionellen abendländischen Philosophie, u.a. mit Kant, Husserl und Heidegger, die ihn im Sinne Paul Ricœurs die Grenze der klassisch hermeneutischen Methode erkennen lässt. Durch die Beschäftigung mit Emmanuel Levinas distanziert er sich vom idealistischen Ansatz, und arbeitet interdisziplinär von der (Be-)Deutung des absolut Anderen und befreit an der Entwicklung der „analektischen“ (anstatt dialektischen) Methode zu einem Denken außerhalb reduzierter Deutungsmuster des Westens. „Analektisch“ bedeutet, primär vom Anderen, von der absoluten Differenz, auszugehen, und nicht dem Hegelschen dialektischen Dreischritt von These, Antithese und Synthese zu folgen.

Im Seminar wollen wir uns intensiv mit Dussels Philosophie der Befreiung 1989 (1977) beschäftigen und ihrer Bedeutung im Horizont post- und dekolonialen Denkens diskutieren.  


Semester: ST 2024