Aktuell arbeite ich an zwei interessanten Ausstellungsprojekten, deren zeitlicher Fokus auf der NS-Zeit liegt. Die PÜ soll sich mit Fragen der wissenschaftlichen Recherche als auch der didaktischen Vermittlung beschäftigen.

Zum einen geht es um ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager in der Bergener Straße in Bochum, in dem eine Gedenkstätte eingerichtet werden soll. Das Wissen um dieses Lager ist sehr gering. Es wurde 1943/44 für zivile Zwangsarbeiter errichtet und nach Fertigstellung im Sommer 1944 sollten hier 680 Menschen untergebracht werden. Laut einer Aufstellung 1946 waren es 314 Zwangsarbeiter, die hier unter Aufsicht lebten: 134 Ukrainer, 148 Polen und 34 Minderjährige aus der Sowjetunion. Sie sind in ihren Heimatländern nach Deutschland verschleppt worden, um auf Constantin der Große, einer Zeche der Friedrich Krupp AG, unter härtesten Bedingungen zu arbeiten. Nach dem Krieg wurden die Gebäude wegen des großen Wohnraummangels zu Zweizimmerwohnungen für neu angeworbene Bergleute umgebaut, in denen ab den 1960er Jahren auch Arbeitsmigrant*innen aus Südeuropa lebten.

Zum anderen geht es um die Neukonzeption der Französischen Kapelle in Soest, eine ab 1938 gebaute Infanteriekaserne, die mit Kriegsbeginn 1939 zuerst als Stalag (Stammlager = Kriegsgefangenenlager), dann als Oflag (Lager vor allem für französische Offiziere), ab April 1945 als DP (Displaced Persons)-Lager und wenige Monate später als sogenanntes Ost-Lager genutzt wurde. 1951 wurde dort eine Brigade der 1er Corps d'Armée Belge einquartiert, die 1992 Soest verließ. Nachdem das Areal 30 Jahre nur wenig genutzt wurde, wird es aktuell zu einem Wohnquartier umgebaut. Hier gibt es einen Verein, der sich sehr rege um den Ort kümmert, der wegen der aufwendigen Ausmalung eines Dachgeschossraums und entsprechender Nutzung als katholische Kapelle durch französische Offiziere seinen Namen erhalten hat.

Beide Orte werden im Rahmen dieser PÜ besichtigt. Es gilt, sich in die Thematik Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft während des NS-Regimes einzuarbeiten. Gemeinsam werden wir überlegen, in welcher Form man an dieses von Zwang und Brutalität geprägte Kapitel deutscher Geschichte erinnern kann.
Semester: ST 2024