Ist  es  möglich,  moderner  abstrakter  Kunst  eine  allgemeine  Verständlichkeit  zu  unterstellen,  die  sich  selbst künstlerischen  Laien  intuitiv  erschließt?  Dieser  Frage  ging  der  Gründungsordinarius  des  Kunstgeschichtlichen Instituts der RUB, Max Imdahl, in seinen Diskussionen mit Vertrauensleuten der Bayer AG Leverkusen ab 1979 nach –initiiert durch den Betriebsrat als Auflockerung zwischen Weiterbildungsmaßnahmen.
Ende  der  1960er  moniert  der  Sozialphilosoph  Oskar  Negt  den  kollektiven  Ausschluss  der  Arbeiterschaft  aus Bildungsinstitutionen  der  bürgerlichen  Gesellschaft.  Imdahl  wagte  den  Versuch,  das  ‚bewusstlose Nebeneinander‘ (Negt) von akademischer und Arbeiterbildung durch die Diskussionen bei Bayer aufzulösen. Das Angebot kam so gut an, dass Imdahl derartige Aktionen bis zu seinem Tod fortführte.
Doch  worin  liegt  der  Mehrwert  einer  derartigen  Kunstvermittlung  an  Arbeiter:innen?  Schafft  es  Imdahl Vorurteile abzubauen und Kunst demokratisch erfahrbar zu machen? Welche Ansprüche stellt er an Werk und Betrachter:innen?  Lassen  sich  die  Ansätze  der  außerakademischen  Vermittlung  auch  fachimmanent  nutzbar machen?  Welche  Relevanz  haben  Imdahls  Vermittlungsansätze  heute? Diesen  Fragen  möchte  das  Seminar anhand der Bayer-Tonaufnahmen, eigenen Vermittlungsversuchen und Imdahls Schriften nachgehen.
Semester: ST 2024