Architektur und Design kommen seit der klassischen Moderne weitgehend ohne das Ornament aus. Demgegenüber war Schmuck seit den ersten Anfängen der Baukunst integraler Bestandteil der Gestaltung. In der frühen Neuzeit wurde seine Rolle in der Architekturtheorie – unter Anlehnung an die Positionen Vitruvs – eingehend reflektiert. In ihm sah man mehr als eine bloß äußerliche Verzierung, die ein Objekt „aufhübschte“. Es hatte vielmehr eine festumrissene Funktion als Kommunikationsform, die neben ikonographischen Aussagen vor allem Botschaften zum Rang des Benutzers, des Auftraggebers und der Funktion des Gebäudes oder Bauteils vermittelte. Die Verwendung von Ornamenten war also Teil eines gesellschaftlich kodierten, hierarchischen Wertegefüges, dem wir in der Veranstaltung nachgehen wollen. Darüber hinaus macht das Grundseminar mit Hauptformen der Ornamentik im behandelten Zeitraum vertraut. Aspekte der Ausführung von Bauschmuck sollen ebenso zur Sprache kommen. Den Abschluss bildet eine Betrachtung, wie es am Beginn der Moderne zur radikalen Ablehnung jeglicher Ornamentik kam, die etwa in Adolf Loos‘ Text „Ornament und Verbrechen“ zum Ausdruck kommt.
Semester: ST 2024