Seit dem Aufkommen von Webcams in den 1990er Jahren dokumentieren sich Menschen via Video im Internet selbst. Pionier*innen wie Jennifer Ringley und Justin Hall, die bereits zu dieser Zeit für Aufsehen mit ihren medialen Selbstentwürfen sorgen konnten, waren aber vor allem deshalb bekannt, weil die von ihnen gelebte Transparenzideologie noch als Kuriosum galt. Spätestens mit sozialmedialen Plattformen wie YouTube sollte das Dokumentieren des eigenen Selbst aber zur populären Praxis werden. Menschen dokumentieren in Form von öffentlichen Videos ihren Alltag, haben ihr öffentliches Coming Out, testen Produkte, äußern ihre Meinung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, erzählen Geschichten aus ihrem Leben u. v. m. Das Seminar möchte sich der Geschichte, Theorie und Ästhetik solcher selbstdokumentarischen Praktiken nähern. Gegenstand der Analyse ist damit ein breites Spektrum von Formaten, das sowohl von Medienamateur*innen als auch von kommerziellen Influencer*innen bedient wird. Aus verschiedenen disziplinären Perspektiven soll im Laufe des Semesters untersucht werden, wie sich Selbstdokumentation in sozialen Medien gewandelt hat und welche sozialmedialen Milieus sich hierbei ausgebildet haben.

Das Seminar erfordert die Bereitschaft, sich zu den jeweiligen Sitzungen durch die Lektüren von Texten oder das Sichten von Videos vorzubereiten. Unbenotete Leistungsnachweise erfolgen entweder über ein Referat oder über einen Essay zu einem spezifischen Aspekt der Geschichte, Theorie oder Ästhetik audiovisueller Selbstdokumentation. Für benotete Leistungsnachweise ist eine Hausarbeit anzufertigen.


Semester: WiSe 2024/25