1957 schrieb der spanische Dichter Frederico García Lorca – damals schon 21 Jahre tot – das Vorwort für den Debütband „After Lorca“ des amerikanischen Dichters Jack Spicer. Der Autor, schrieb Lorca, „veränderte komplett die Stimmung und oft auch die Bedeutung meiner Gedichte“, überhaupt seien es „keine Übersetzungen“. In einem Brief von „Jack“ an „Dear Lorca“ verteidigte Jack Spicer sein Verfahren als „korrespondierende“ Übersetzung.
Dass viele Lyriker*innen auch Lyrik übersetzen, ist bekannt. Beim lyrischen Übersetzung, zuweilen auch Nachdichten genannt, ist das Wiedererschaffen des Originals in der Zielsprache wichtiger als das Wort-für-Wort einer inhatlich-semantisch orientierten Übersetzung. Nicht wenige Autor*innen praktizieren aber auch, wie Jack Spicer, eine andere Form der poetisch-translatorischen Auseinandersetzung, die eher Weiter-Schreiben genannt werden könnte: wenn nämlich die Übersetzung Ausgangspunkt und Material für das eigene Werk wird. Anverwandlung, Appropriation, Apokryphe, Transformation, Performance, Pastiche, Parodie, Kopie – das sind nur einige der Formate, die der Dialog mit einem fremdsprachigen Text oder einer fremdsprachigen Autor*in als Zündung für das eigene Werk nimmt und literarrische Übersetzung als Thema, Form oder Metasprache thematisiert.
Das Gedicht, schreibt der französische Lyriker, Übersetzer und Sprachtheoretiker Henri Meschonnic in Ethik und Politik des Übersetzens, sei „ein ethischer Akt, der das Subjekt verändert, denjenigen, der schreibt, und denjenigen, der liest“, also auch übersetzt. In diesem Seminar wollen wir uns beide Seiten anschauen: zum einen das nachdichtende Lyrikübersetzen von Lyriker*innen mit Fragen danach, wie und ob der eigene Stil die Übersetzung beeinflusst und wie andererseits das übersetzte Werk Spuren im eigenen Schreiben hinterlässt. Zum anderen das lyrische Schreiben als „korrespondierende Übersetzung“, als Weiterschreiben von anderen Texten/Medien, als Dialog zwischen ‚Lebenden‘ und Toten‘, zwischen ‚Original‘ und ‚Übersetzung‘, zwischen ‚Fremdem‘ und ‚Eigenem‘ – wobei all diese Begriffe ebenso wie etwaige ethische Implikationen zur Diskussion stehen.
Neben der gemeinsamen Lektüre von Beispielen aus Tradition und Gegenwartslyrik werden wir Nachdichtungen anfertigen und aus ‚korrespondierenden Übersetzungen‘ eigene Arbeiten entwickeln.
Dass viele Lyriker*innen auch Lyrik übersetzen, ist bekannt. Beim lyrischen Übersetzung, zuweilen auch Nachdichten genannt, ist das Wiedererschaffen des Originals in der Zielsprache wichtiger als das Wort-für-Wort einer inhatlich-semantisch orientierten Übersetzung. Nicht wenige Autor*innen praktizieren aber auch, wie Jack Spicer, eine andere Form der poetisch-translatorischen Auseinandersetzung, die eher Weiter-Schreiben genannt werden könnte: wenn nämlich die Übersetzung Ausgangspunkt und Material für das eigene Werk wird. Anverwandlung, Appropriation, Apokryphe, Transformation, Performance, Pastiche, Parodie, Kopie – das sind nur einige der Formate, die der Dialog mit einem fremdsprachigen Text oder einer fremdsprachigen Autor*in als Zündung für das eigene Werk nimmt und literarrische Übersetzung als Thema, Form oder Metasprache thematisiert.
Das Gedicht, schreibt der französische Lyriker, Übersetzer und Sprachtheoretiker Henri Meschonnic in Ethik und Politik des Übersetzens, sei „ein ethischer Akt, der das Subjekt verändert, denjenigen, der schreibt, und denjenigen, der liest“, also auch übersetzt. In diesem Seminar wollen wir uns beide Seiten anschauen: zum einen das nachdichtende Lyrikübersetzen von Lyriker*innen mit Fragen danach, wie und ob der eigene Stil die Übersetzung beeinflusst und wie andererseits das übersetzte Werk Spuren im eigenen Schreiben hinterlässt. Zum anderen das lyrische Schreiben als „korrespondierende Übersetzung“, als Weiterschreiben von anderen Texten/Medien, als Dialog zwischen ‚Lebenden‘ und Toten‘, zwischen ‚Original‘ und ‚Übersetzung‘, zwischen ‚Fremdem‘ und ‚Eigenem‘ – wobei all diese Begriffe ebenso wie etwaige ethische Implikationen zur Diskussion stehen.
Neben der gemeinsamen Lektüre von Beispielen aus Tradition und Gegenwartslyrik werden wir Nachdichtungen anfertigen und aus ‚korrespondierenden Übersetzungen‘ eigene Arbeiten entwickeln.
- Kursleiter/in: Rohilat Kalmaz
- Kursleiter/in: Uljana Wolf
Semester: WiSe 2024/25