Die moderne Lebenswelt ist wesentlich von der wissenschaftlich-technischen Zivilisation der Moderne geprägt. Die Wissenschaften, ihre technischen Anwendungen und ökonomischen Verwertungen – wie besonders eindrücklich der digitale Wandel deutlich macht – durchdringen die Gesellschaft in allen Bereichen. Dies führt zu einer deutlichen Erhöhung der Lebensqualität, zugleich zeigen sich auch, vor allem angesichts der ökologischen Krise und tiefgreifender Entfremdungserfahrungen vieler Menschen, die Schattenseiten der neuzeitlichen Zivilisationen.
In der Vorlesung werden die ambivalenten Entwicklungen moderner Gesellschaften mit ihren Herausforderungen vor dem Hintergrund des Orientierungswissens evangelischen Glaubens diskutiert, um ethische Impulse und konkrete Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es geht – im Dialog der evangelischen Theologie mit den Human- und Sozialwissenschaften – um eine neue Art der Weltbeziehung und Weltwahrnehmung in der Perspektive evangelischen Glaubens. Ausgehend von der Beobachtung, wie das für den Glauben typische Moment der Unverfügbarkeit neue Dimensionen der Weltwahrnehmung eröffnet, soll die Frage nachgegangen werden, inwieweit evangelisch profilierte Entwürfe eines „guten Lebens“ auch für die öffentlichen, meist funktional-instrumentell definierten Lebenswelten maßgebliche Relevanz haben oder gewinnen können.
Als einführender Text ist die EKD-Denkschrift „Freiheit digital“ (2021) zu empfehlen. Ein wichtiger Gesprächspartner in diesem Dialog ist der Soziologe Hartmut Rosa, dessen Schriften und Ideen ebenfalls vorbereitend gelesen werden können. Vertiefend zu der LV kann ein Seminar der Evangelischen Stadtakademie Bochum am 21.5. 2022 besucht werden.
Semester: SoSe 2024