Im „Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ (Walter Benjamin) erhalten kalkuliert zusammengestellte Bildsammlungen einen neuen Status für die Kunst, die Wissenschaften, die Ökonomie und die Politik. Über die Zusammenstellung und Pluralität der Bilder ergeben sich Konstellationen und neue Einheiten, die Denkprozesse anregen und erkenntniskritische Zugänge ermöglichen, Erinnerungsräume kreieren, aber auch neue normative Maßstäbe von Bildlichkeit setzen, die für Staat und Recht maßgeblich geworden sind (Dokumentation, Klassifikation, Identifizierbarkeit, Überwachung). Das Seminar will eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit der massenhaften Produktion und Archivierung von Bildern vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart anregen, die unter anderem Fragen nach den neuen Möglichkeiten des „Regierens im Bildraum“ (Holert), „operativer Bildlichkeiten“ (Farocki/Meyer) und „epistemischer Gewalt“ (Spivak, Azoulay) kolonialer Bildproduktion stellen. Thematische Schwerpunkte sind neben der grundlegenden Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen der Bildlichkeit (Hyperimage, Metabild, Vehikel) und dem Archiv (Walter Benjamin, Aby M. Warburg, André Malraux), u.a. die Analyse ausgewählter Bildsammlungen wie die von Dominique Denon Vivant, den Brüdern Neurdein, Northcote W. Thomas, bis hin zu jüngeren Auseinandersetzungen und Ausstellungsprojekten zur Pluralität der Bilder wie die von Georges Didi-Huberman/Arno Gisinger, Trevor Paglen, Ariella Azoulay, Art Assassin, et al.



Semester: WT 2024/25