Die Religionsgeschichte ist bestimmt von der Beziehung zwischen Mensch und Gott, von der Erfahrung von Transzendenzkontakten von Personen und Gruppierungen in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext. In den historisch-exegetischen Fächern können diese religionsgeschichtlichen Erfahrungsschätze auf der Ebene der medialen Repräsentation, kondensiert in mannigfaltigen Arten von Quellen, de- und rekonstruiert werden. Hierbei gilt sowohl für die alttestamentliche als auch für die kirchenhistorische Forschung, dass der „garstige Graben der Geschichte“ die heutige Leser_innenschaft insofern von ihrem Quellenbestand trennt, dass nur ein hermeneutischer Zugang Sinngehalte erschließen lässt, um die religionshistorischen Medien zu verstehen. Die jeweilige Fachdisziplin hat dabei reiche Wissensbestände und Zugänge erarbeitet, die jedoch in modularisierten Studienangeboten zumeist insularisch verhandelt und vermittelt werden. Dass jedoch eine Vielzahl an Schnittstellen zwischen Forschung und Lehre des Alten Testament und der Neueren Kirchengeschichte bestehen, wird schon in der simplifizierenden Feststellung deutlich, dass wir letztendlich doch alle nur mit Quellen arbeiten.

Das interdisziplinär-interfakultäre Seminar stellt sich der Herausforderung, alttestamentliche Textgrundlagen und ihre Topoi sowohl in ihrer thematischen und religionsgeschichtlichen Eigenständigkeit als auch in ihrer intermedialen kirchenhistorischen Rezeption in verschiedensten Quellen zu beleuchten. Hierzu werden unterschiedliche Medialisierungsformen (Text, Bild, etc.) diskutiert und analysiert, anthropologische Konzeptionen de- und rekonstruiert (z.B. Geschlecht) und das interdisziplinäre, leibliche Lernen am historischen Ort praktiziert. In einer Mischung aus seminaristischen Einheiten und kleineren Exkursionen soll nicht nur der Austausch zwischen den beiden Fächern erprobt werden, sondern auch vernetztes und kontextualisiertes Verstehen theologischer und religionsgeschichtlicher Traditionen und Themen befördert werden, indem Überschneidungen und produktive Dissonanzen zwischen den beiden Fachdisziplinen thematisiert werden.

Das Seminar findet in Kooperation mit dem Institut für alttestamentliche Wissenschaft und biblische Archäologie (Ronja Koch) und Studierenden der theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt. Sowohl die seminaristischen Einheiten als auch die Exkursionsanteile der Veranstaltung finden in Kiel und Umgebung statt. 

Semester: SoSe 2024