Die Heldenepik ist eines der ältesten bekannten literarischen Genres. Erzählungen über herausragende, unerhörte Taten eines Einzelnen oder eines Kollektivs, die in einer ‚sagenhaften‘ Vorzeit, dem ‚heroic age‘, angesiedelt sind, kennen wir bereits aus der griechischen Antike, in der Homer über den Kampf um Troja berichtet, und aus den noch älteren Kulturen des Zweistromlandes (Gilgamesch). Auch die Literaturen des europäischen Mittelalters besitzen ihre Heldenepen: In den romanischen Sprachen sind es vor allem die sog. Chansons de geste (etwa das Rolandslied oder die Schlacht von Aliscans), in denen oft von Kämpfen karolingischer Helden um Karl den Großen gegen die Sarazenen berichtet wird. In den germanischen Sprachen sind es in der Völkerwanderungszeit angesiedelte Erzählstoffe, etwa der vergebliche Kampf Dietrichs um die Rückkehr in sein angestammtes Land oder – wohl am bekanntesten – das Nibelungenlied, in dem vom Untergang der Burgunden berichtet wird.

Diese Epen sind uns nur schriftlich überliefert, greifen aber in unterschiedlicher Weise wohl auf mündlich tradierte Erzählkerne zurück. Dabei ist das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit durchaus nicht leicht zu bestimmen; ebenso kompliziert ist es, die Heldenepen von anderen Genres erzählenden Charakters, etwa dem Roman oder auch der Geschichtsschreibung, abzugrenzen. Die Podcast-Vorlesung wird u. a. solche für die Interpretation zentrale Fragestellungen behandeln und daneben einen Überblick über wichtige heldenepische Texte geben (Gilgamesch; Ilias; Rolandslied; Beowulf; Nibelungenlied; Dietrichepik).
Semester: ST 2024