Was gewusst und geglaubt werden soll, erreicht uns in Form von Zeichen. Zeichen jedoch, so heißt es, „haben keinen eigenen Antrieb“. Sie benötigen Medien (natürlich) und damit sowohl Strukturen als auch greifbares Material für ihre Herstellung und Übertragung. Doch ebenso benötigen sie das, was man etwas abstrakt und technizistisch als „organische Dispositive“ bezeichnet hat – also sprachliche Träger, vermittelndes Personal (z.B. Boten, Engel, Propheten, Prediger, Lehrer, Vorleser oder Sänger in der Vormoderne, Nachrichtensprecher:innen, PR-Strateg:innen oder Influenzer:innen in der Moderne), vermittelnde Institutionen (Hof, Schule, Universität, Kirche, Sender, Partei, Ministerium) Verhaltensmuster und Rituale der Vermittlung. Texte der Vormoderne beobachten diese Dispositive und die mit ihnen verbundenen Vermittlungsprozesse und thematisieren sie sowohl als machtvolle Möglichkeit kommunikative Akzeptanz herzustellen als auch als Risikostelle, die lügt, verfälscht, behindert oder von anderen manipuliert werden kann. Das Seminar will anhand einer Auswahl unterschiedlicher Texte und Textstellen erzählerischen Inszenierungen von ‚Agenten der Akzeptanz‘ nachgehen und ein methodisch-theoretisches Instrumentarium für ihre Beschreibung erarbeiten.

 

Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene BA-Studierende und Masterstudierende im Bereich der germanistischen Mediävistik. Möglich und erwünscht sind daher auch Vorstellung laufender Forschungsarbeiten (Master- und Bachelorarbeiten, wiss. Aufsätze, geplante Promotions-Projekte). Sofern die pandemische Lage es zulässt, findet es als Präsenzveranstaltung auf dem Campus statt, ansonsten als synchrones Online-Seminar mit asynchronen Elementen.


Semester: ST 2025