Das Seminar möchte in interdisziplinärer Perspektive und im Gespräch
zwischen Praktischer und Systematischer Theologie die Rolle von
Religion als Lebensform, Gemeinschaft und Kommunikationspraxis in der
gegenwärtigen Gesellschaft reflektieren. Nach Auffassung maßgeblicher
soziologischer sowie kultur- und medientheoretischer Analysen ist
diese Gesellschaft durch einen Transformationsprozess geprägt, der
auch als digitale Wende oder Digitalisierung bezeichnet wird.

Die Rede von Digitalisierung wird jedoch im Rahmen eines post-digitalen
Ansatzes seit geraumer Zeit in Frage gestellt und es wird darauf
verwiesen, dass es mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts dazu gekommen
sei, dass sich in immer weiteren Teilen westlicher Gesellschaften eine
eigenständige Kultur der Digitalität in Sozialformen und
Alltagspraktiken ausgebreitet habe. Sie repräsentiere einen
umfassenden kulturellen Wandel, der weit über die anfänglich als
Digitalisierung von analogen Medien verstandenen Übersetzungsprozesse
hinausgehe. Abschied zu nehmen sei daher auch von dem in einer ersten
Phase der Digitalisierung ab den 1960er Jahren vorherrschenden Bild
des Digitalen, welches mit Projektionen von Immaterialität,
Virtualität und Perfektion (als Gegensatz zum Materiellen, Leiblichen
und Unvollkommenen) gearbeitet hat.

Im Seminar soll diskutiert werden, welche Relevanz und Bedeutsamkeit die gegenwärtige Debatte über den
Charakter einer solchen Kultur der Digitalität für das Verständnis der
Rolle der Religion in der Gesellschaft haben kann.
Semester: SoSe 2024