Welche Erfahrungen gehen nicht in herrschende Diskurse ein, werden nicht symbolisiert und kehren dennoch wieder? Dieser Frage stellt sich ein von Jacques Derridas „Hauntology“ inspirierter Forschungsbereich, der besondere Phänomene des kulturellen Gedächtnisses reflektiert. Untersucht wird, wie unbewältigte Momente der Vergangenheit in der Gegenwart nahezu gespenstisch wieder auftauchen und in das kollektive Bewusstsein drängen.
Fiktive Erzählungen, Filme und Werke der bildenden Kunst bieten solchen „Heimsuchungen“ unbewältigter Vergangenheit Raum. Hier können nicht artikulierte Erfahrungen aufscheinen und „Wiedergänger“ einer traumatischen Vergangenheit durch „Re-Imagination“ symbolisiert werden. In der bildenden Kunst sind es vor allem Fotografien, die zu „ghostly revenants“ werden können.
Das Seminar thematisiert theoretische Rahmungen des „Unheimlichen“ (Sigmund Freud), des „punctums“ (Roland Barthes), der „profanen Erleuchtung“ (Walter Benjamin) und der „Ghostly Matters“ (Avery F. Gordon) und setzt sie in Beziehung zu Werken, die solchen „Erscheinungen“ und „Heimsuchungen“ in der Gegenwartskunst Raum gewähren, so beispielsweise Arbeiten von Christian Boltanski, Thomas Struth, Rachel Khedoori, Stan Douglas, Teresa Margolles oder Arno Gisinger.

Literatur:
Aleida Assmann, Karolina Jeftic, Friederike Wappler (Hg.): Rendezvous mit dem Realen. Die Spur des Traumas in den KĂĽnsten, Bielefeld 2014.
Avery F. Gordon: Ghostly Matters. Haunting and the Sociological Imagination, Minneapolis 2008.
Semester: ST 2024