Erst im Anschluss an den Vietnamkrieg und in Auseinandersetzung mit dem Holocaust wurde die Traumaforschung institutionalisiert; seit den 1990er-Jahren hat sie auch den kulturwissenschaftlichen Diskurs verändert. Extreme Gewalterfahrungen, Kriege, Sklaverei, Kolonialismus und Genozide rückten ins Bewusstsein einer neuen Erinnerungskultur, die mit dem Trauma einhergehende Zusammenbrüche kultureller und symbolischer Ordnungen reflektiert und damit verbundene Erfahrungen vermittelt.
Dass ein vom Bewusstsein abgespaltenes Traumatisches Ereignis latent bleibt und "ohne Code" wiederzukehren vermag, wurde im Kontext poststrukturaler Textualität bedeutsam; es macht aus dem Traumatisierten einen Zeugen.
In der Spur "ohne Code" berühren sich das Trauma sowie die analoge Fotografie und der Film.
Dieser Beziehung geht das Seminar nach. Gegenstand der Veranstaltung sind theoretische Texte, die die Beziehung von Fotografie, Film, Spur und Trauma reflektieren (so Sigmund Freud: "Jenseits des Lustprinzips", Roland Barthes: Die helle Kammer", Hal Foster: "Return of the Real", Margaret Iversen: "Photography, Trace and Trauma"). Die  Lektüren geschehen mit Blick auf eine fundierte Diskussion von künstlerischen Positionen, in denen die Fragestellung des Seminars in besonderer Weise reflexiv wird. Dazu gehören Arbeiten von Felix Gonzalez-Torres, Thomas Demand, Gerhard Richter, Christian Boltanski u.a.

Literatur:
Margaret Iversen: Photography, Trace and Trauma, The University of Chicago Press, Chicago 2017
Semester: ST 2024