Aus kultischen Gesangs-, Tanz- und Opferriten zu Ehren des Gottes Dionysos entwickelten sich im Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. die Ursprünge des antiken Theaters. Aischylos, Sophokles und Euripides schufen Tragödien, die bis heute auf den Spielplänen zu finden sind und das Nachdenken über Theater beeinflussen. Was unter einer Tragödie genau zu verstehen sei, darüber herrscht zwar auch zweieinhalbtausend Jahre später keine Einigkeit – an Ideen dazu mangelt es jedoch nicht. Ausgehend von Aristoteles, der das Hervorrufen von „Jammer und Schaudern“ mit der Absicht der reinigenden Katharsis als Ziel der Tragödie bestimmte, reicht die Diskussion bis in unsere Zeit.
Im Grundkurs verfolgen wir den Weg der Tragödie von der griechischen Antike bis in die Gegenwart und treffen dabei neben einflussreichen Theoriekonzepten zu Aufbau und Funktion der Tragödie auch auf verschiedene, mitunter widersprüchliche, Vorstellungen davon, was Theater sein kann und soll. Was versteht man unter einer „Tragödie“? Welche Rolle spielt sie für das Theater – und welche das Theater für die Tragödie? In welchen medialen Formen zeigt sich das Tragische gegenwärtig? Und worin liegt der Grund für unser anhaltendes „Vergnügen an tragischen Gegenständen“ (Schiller)?
Im Rückgriff auf unterschiedliche Theorien und Methoden soll ein offenes Theaterverständnis diskutiert und ein erster Einblick in die Vielschichtigkeit des Theaters sowie der Theaterwissenschaft gegeben werden. Gemeinsam lesen wir grundlegende Texte der Tragödientheorie und begegnen zentralen Begriffen ebenso wie Grundproblemen der Theaterwissenschaft – immer auch mit Blick auf die szenische Praxis.
Der Grundkurs ist als wöchentliches Treffen in Präsenz geplant, unter Einhaltung der geltenden Coronaschutz-Bestimmungen. Sollte die Pandemie-Situation zwischenzeitlich keine Präsenzveranstaltungen mehr zulassen, findet der Grundkurs alternativ als Videokonferenz statt.
- Kursleiter/in: Catherin Persing