In gewisser Weise sind Theater, Tanz und Performance genuin kollektive Kunstformen, weil Aufführungen sowohl das Zusammenwirken mehrerer Produzierender (künstlerisch, technisch, veranstaltungsorganisatorisch) als auch die Anwesenheit mehrerer Zuschauender oder Partizipierender erfordern. Doch welche Arten von Kollektivität sind möglich, und wie hängen in der Entscheidung für oder gegen bestimmte Arbeitsweisen ästhetische Profile mit sozialen, ökonomischen und politischen Motiven zusammen? Welche Rolle spielen beispielsweise Arbeitsteilung und Spezialisierung bzw. deren Ablehnung? Wie demokratisch lässt sich Zusammenarbeit organisieren, und welche Kriterien gelten für das Demokratische? Was sind die Vorzüge und Nachteile kurzfristiger, projektbezogener Zusammenarbeit, langjähriger ‚Popband‘- Kollektivität oder Zugehörigkeit zu festen Institutionen? Wie verhalten sich bei all dem Imaginationen des Gemeinsamen zur materiellen Wirklichkeit der Arbeitsvorgänge?

Dieses Forschungsseminar soll eine Plattform bieten, um zwischen Praxisnaähe und theoretischer Reflexion über Wünsche und Wirklichkeiten des kollektiven Arbeitens nachzudenken. Es ist geplant als ein Austausch aller Beteiligten: Ich werde einige eigene Texte und Berichte über Praxiserfahrungen zur Diskussion stellen und bitte die Teilnehmer*innen ebenfalls darum, sowohl die eigene Arbeit zu thematisieren als auch für sie anregende Theorietexte oder Beispiele anderer Künstler*innen einzubringen. Es bietet sich wahrscheinlich an, Arbeitsergebnisse anschließend auf einem Blog zu veröffentlichen.


Semester: WT 2024/25