Virtual Reality-Kunst erlebt aktuell und nicht erst unter Pandemiebedingungen eine starke Konjunktur, oft sogar in Form von hermetischen, nur via Datenhelm oder als Avatar betretbaren digitalen Räumen. Dies mag angesichts der dominanten Entwicklung einer Vermischung von Virtuellem und Realem im Sinne von Augmented Reality oder auch dem alltagsbestimmenden Internet der Dinge zunächst erstaunen. Das Seminar geht den Beweggründen für dieses besondere gegenwärtige künstlerische Interesse an Virtual Reality nach, indem es zuerst Vergleiche zur ersten Welle von VR-Kunst in den 1990er Jahren zieht. Diese hatte nicht zuletzt über rhizomatisch-fließende Bildräume und der Natur entlehnte Szenarien oft ihre Andersartigkeit und Gegenweltlichkeit betont. Über konkrete Werkvergleiche sowie über theoretische Grundlagentexte wird im ersten Teil des Seminars das sich seitdem stark wandelnde Verständnis des Virtuellen nachvollziehbar gemacht.
Auf dieser Basis stehen dann im zweiten Teil vier aktuelle Case Studies im Mittelpunkt, und zwar zugespitzt auf solche gut in die digitale Lehre integrierbaren Beispiele, die virtuelle Kunst und ortsungebundenes virtuelles Ausstellen konzeptionell zusammendenken und von dort aus Übergänge ins Reale erproben. Solche Strategien werden exemplarisch in vier Bereichen untersucht, anhand wegweisender Projekten von Museen (ZKM), Galerien (Priska Pasquer u.a.), Festivals (z.B. VRHam, transmediale, Ars electronica) und Plattformen (peer to space, radiance VR). Das Augenmerk gilt ausgewählten Einzelwerken im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Format (wie z.B. dem year long festival der transmediale oder Ars electronica home delivery, Beyond Matter ZKM) . Im Sinne von Case Studies stellen die Seminarteilnehmer*innen teils in direktem Kontakt mit Kurator*innen und Künstler*innen laufende Projekte über einen in Moodle bereitgestellten Input und eine virtuelle Begehung vor, um dann im Seminarrahmen die jeweiligen Potenziale und Grenzen zu debattieren
Die Ergebnisse werden abschließend gebündelt und erweitert diskutiert in einem gemeinsam mit Renate Poccia veranstalteten Workshop, der einen verpflichtenden Teil der jeweiligen Seminare bildet. Hier bringen Expert*innen aus angrenzenden Feldern (Medien-, Theaterwissenschaft, Museumswesen) ihre Perspektiven auf Virtualität und KI ein.

Semester: WT 2024/25