Die Frage, welchem gesellschaftlichen Stand tragische Held*innen angehören dürfen, wurde in den sogenannten bürgerlichen Trauerspielen von Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781), Jakob Michael Reinhold Lenz (1751 – 1792) und Friedrich Schiller (1759 – 1805) neu verhandelt. Wie diese Neuverhandlung mit der großen Transformation von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft zusammenhängt, wird nicht nur in zeitgenössischen Poetiken thematisiert, sondern auch im 20. Jahrhundert von deutsch-jüdischen Theoretikern wie Erich Auerbach, Peter Szondi und Käte Hamburger mit Blick auf die Inklusion des Anderen reflektiert. Das Proseminar wird diese Theorien auf ihren Zusammenhang mit der tatsächlichen Entwicklung der Gattung befragen.
- Kursleiter/in: Philippe Roepstorff-Robiano