Erfindungen sind so alt wie die Menschheitsgeschichte, und Erfinder prĂ€gen sie bis heute. Das ihnen zugeschriebene Moment des Kreativen fasziniert, ihre vermeintliche GenialitĂ€t regt zu Anekdoten- und Mythenbildungen an und fĂŒhrt zu ganz unterschiedlichen Gestaltungen und Funktionalisierungen des ‚Ersten Erfinders‘ in Literatur, Kunst, Politik, Religion und Wissenschaftsgeschichte. Das verstĂ€rkte Auftreten des Erfindergedankens seit dem 5. Jh. v.Chr. lĂ€sst sich als aitiologische Suche nach den UrsprĂŒngen der Kultur und zugleich als aufklĂ€rerischer Versuch der Emanzipation des Menschen von dem Glauben an Götter als alleinige oder primĂ€re Schöpfer von Dingen deuten: An die Stelle des Göttlichen tritt der Mensch als kreative Instanz, die in der Lage ist, das menschliche Dasein grundlegend zu verĂ€ndern und sich dabei auch selbst immer wieder neu zu ‚erfinden‘. Die zahlreichen Darstellungen von (ersten) Erfindern geben Einblicke in antike Wahrnehmungen, Bewertungen, Konstruktionen und Transformationen von Neuem, das in seiner Relevanz fĂŒr antike Gesellschaften herausgestellt und als zentrales Wissen etabliert wird. Im Seminar werden Konzepte, Inszenierungen und Wirkungsabsichten von prĂŽtoi heuretaĂ­ in der Literatur und unter Einbeziehung möglicher lebensweltlicher Kontexte diskutiert.

Semester: SoSe 2024